Lehrlinge und die Gewerkschaft

Von Johannes Wiener

 

Lehrlinge verrichten oft dieselbe Arbeit wie ältere ArbeiterInnen oder werden für verschiedene Hilfsarbeiten eingesetzt, verdienen aber wesentlich weniger weil sie absolut vom Wohlwollen ihrer LehrherrInnen abhängig sind. Für eine normale 40-Stunden-Woche verdienen Lehrlinge zwischen 250 und 450 Euro im ersten Lehrjahr – und schaffen dabei oft ähnlich viel Wert wie ihre erwachsenen KollegInnen.

 

Es ist auch oft so, dass Lehrlinge Arbeiten zu verrichten haben, die nicht in ihren Aufgabenbereich fallen und nichts zu ihrer Lehre helfen. Wie zum Beispiel nach Feierabend die Werkstatt zu putzen oder als GärtnerInnen Unkraut zu jäten.

 

Die Lage für Lehrlinge wird immer schlechter. So wurde 2009 die „Probezeit“, in der Lehrlinge ohne Begründung entlassen werden können, verdoppelt. Vor kurzem wurde es UnternehmerInnen sogar ermöglicht, Lehrlinge am Anfang jedes neuen Lehrjahres zu entlassen.

 

Lehrlinge erfahren eine doppelte Unterdrückung in unserer Gesellschaft, die sich dadurch ausdrückt, dass sie nicht nur als Jugendliche in nahezu allen Bereichen unserer Gesellschaft unterdrückt, sondern auch als Lohnabhängige von ihren „Arbeitgebern“ massiv ausgebeutet werden.

 

Die reformistische Gewerkschaftsbürokratie hat bis jetzt keine großen Anstalten gemacht Lehrlinge in größerem Ausmaß zu organisieren und für ihre Rechte zu kämpfen. Lehrlinge werden nicht nur im Betrieb ungleich behandelt, sondern sogar in der Gewerkschaft (derzeit sind z.B. keine LehrlingsvertreterInnen zu den Kollektivvertragsverhandlungen zugelassen)! Sie haben sogar im Betriebsratskörper kein Stimmrecht – sogar für Lehrlingsfragen.

 

Die Bürokratie der Gewerkschaft zeigte nie sonderlich großes Interesse für schlechter bezahlte „Randgruppen“ der ArbeiterInnenklasse. (TeilzeitarbeiterInnen, SaisonarbeiterInnen, prekär Beschäftigte, usw.) Vor allem die besonders privilegierte, obere Schicht der ArbeiterInnenklasse (diese sind oft österreichische, männliche Facharbeiter) ist ihre Hauptbasis. Sie ignoriert somit einen Großteil der ArbeiterInnenklasse! Diese Politik muß die Gewerkschaft raschest möglich ändern. Gerade wir als Mitglieder an der Basis müssen für diese und andere zentrale Änderungen eintreten.

 

Deshalb fordert die RKOB:

* Gleicher Lohn für Gleiche Arbeit, kein geringerer Lohn für Lehrlinge! Für eine massive Lohnerhöhung für alle Lohnabhängigen auf Kosten der Profte!

* Sofortige Einführung der 30 Stunden Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich! Der Lohn muß einer Höhe entsprechen, die krankmachende Überstunden zum „Dazuverdienen“ nicht mehr notwendig machen!

* Kontrolle der Arbeitsbedingungen für Lehrlinge durch VertreterInnen aus der Gewerkschaft. Diese müssen aus den Reihen der Lehrlinge selbst gewählt sein, alle Rechte in der Gewerkschaft bekommen, und eine dauerhafte Unterstützung durch erfahrene GewerkschafterInnen bekommen!

* Für eine gemeinsame Organisierung von Lehrlingen innerhalb der Gewerkschaft, damit sie einen konsequenten Kampf für ihre Rechte führen können!

* Die Gewerkschaft soll eine große Kampagne zur Organisierung von Lehrlingen führen und konsequent für ihre Rechte eintreten. Wenn sie dies nicht tut, müssen sich Lehrlinge an der Basis organisieren und den Kampf in der Gewerkschaft für ihre Rechte-  auch ohne die Zustimmung der Gewerkschaftsspitze - führen.

*Im Betriebsrat müssen die VertreterInnen der Lehrlinge und jungen ArbeiterInnen volles Stimmrecht, wie alle anderen Betriebsratsrechte erhalten!

* Für einen massiven Ausbau des Lehrstellenangebots, damit jedeR Jugendliche einen Job bekommt!