Das zweite große Völkerschlachten

Eine marxistische Analyse des 2.Weltkriegs

Von Johannes Wiener

Dadurch, dass die Arbeiterklasse nicht in der Lage war, nach dem Ersten Weltkrieg wenigstens in mehreren Ländern die Macht zu erobern, mussten die Widersprüche des Kapitalismus dazu führen, dass der Zweite Weltkrieg ausbrach. Die direkte Ursache des Zweiten Weltkrieges war die Rivalität zwischen den verschiedenen imperialistischen Blöcken. Deutschland, Japan und Italien auf der einen Seite und England, Frankreich und die USA auf der anderen Seite. In diesem Krieg ging es darum die Welt und die Einflussgebiete der diversen Blöcke neu aufzuteilen. Aus der Perspektive der deutschen Großkapitalisten war es nicht einzusehen, warum Frankreich und Großbritannien überall Kolonien hatten, die USA (die in der ersten Periode des Krieges nur eine untergeordnete Rolle spielte) Südamerika und den pazifischen Raum kontrollierte, aber sie sich auf Teile von Ost und Südosteuropa beschränken mussten. Hinzu kam noch die Sowjetunion, die versuchte die Widersprüche der imperialistischen Lager auszunützen, um davon zu profitieren.

Die „Friedenspolitik“ Englands und Frankreichs gegenüber Deutschland, in den 30er Jahren hatte nicht den Zweck Frieden zu schaffen, sondern Deutschlands Aggression nach Osten, gegen die Sowjetunion zu lenken. Die deutschen Großkapitalisten waren aber der Meinung, dass es mehr Sinn machen würde, zuerst die Gefahr im Westen (Frankreich) zu beseitigen und sich deren wirtschaftliche Grundlage einzuverleiben. Dies führte dazu, dass 1939 Deutschland einen Krieg gegen Polen, 1940 gegen Dänemark und Norwegen anzettelte und in weiterer Folge, im gleichen Jahr, die Niederlande, Belgien und Frankreich angriff. Die Besetzung der Gebiete machte sie in der Realität zu Kolonien Deutschlands. Deutschland konnte nach der Eroberung Frankreichs England nicht besetzen, weil sie über keine überlegene Flotte verfügten. Im Osten führte Japan schon seit 1937 einen schmutzigen Kolonialkrieg gegen das geknechtete China, doch auch dort verschärften sich die Rivalitäten zwischen Japan und den USA. Hitlerdeutschland kam 1941 dem faschistischen Italien zu Hilfe, dass sich seine eigenen Kolonien am Balkan und in Nordafrika zulegen wollte. Jugoslawien und Griechenland fielen diesem Eroberungsdrang zum Opfer.

 

Hitler überfällt die Sowjetunion

 

Im Juni 1941 wendete sich Hitlerdeutschland gegen die Sowjetunion, mit der es vorher einen Nichtangriffspakt geschlossen hatte. Die Sowjetunion verbündete sich nun mit den Alliierten (also England, Frankreich und den USA). Am Anfang konnte Deutschland diverse Erfolge verzeichnen, doch nach und nach wurde die Rote Armee stärker und der Widerstand des Volkes gegen die Nazibarbarei nahm zu. In vielen besetzten Gebieten bildeten sich Einheiten der Partisanen und Partisaninnen, sie zerstörten Nachschub- und Kommunikationslinien, banden Truppen der Nazis und befreiten einzelne Gebiete. Als die deutschen Truppen auf Moskau vordrangen, startete die Rote Armee eine Winteroffensive, die die Gefahr, dass Moskau in die Hände der Faschisten fiel, bannte. Zur gleichen Zeit, im Dezember 1941, griff Japan den wichtigsten Flottenstützpunkt der USA, Pearl Harbour, auf Hawaii an. Sie fügten der amerikanischen Pazifikflotte sehr starke Verluste zu.

Nun hatten sich, zwei imperialistische Blöcke herausgebildet die gegeneinander kämpften: auf der einen Seite der Dreimächtepakt (Deutschland, Japan, Italien) und auf der anderen Seite die Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich) zu denen formelle auch die Sowjetunion gehörte, die aber – genau wie der Widerstand der Arbeiterklasse aller Länder und der Widerstand der unterdrückten Völker – nicht die Ziele des Imperialismus (Kampf um die Aufteilung der Welt) teilte.

 

Haltung der Vierten Internationale

 

Die Vierte Internationale nahm als einzige Partei eine Haltung zum Krieg ein, die voll und ganz den Interessen der Arbeiterklasse entsprach. In den imperialistischen Ländern (USA, Deutschland, Großbritannien, Japan, Italien, Frankreich) kämpfte sie für die Niederlage der jeweils eigenen imperialistischen Regierung, für die Verbrüderung der Soldaten an der Front und den Sturz der Kapitalisten. In den Kolonien, die von den imperialistischen Staaten besetzt waren, kämpften sie für die Befreiung von der Besatzungsmacht und für die Diktatur des Proletariats im Bündnis mit der Bauernschaft. Sie lehnte dort jegliche Unterstützung der kriegsführenden imperialistischen Staaten ab, sei es durch Truppen oder durch wirtschaftliche Hilfe. In der Sowjetunion trat sie für den Sieg der Roten Armee gegen die imperialistischen Aggressoren ein. Sie verteidigten ein Land mit nicht-kapitalistischen Eigentumsverhältnissen gegen einen kapitalistischen Staat, trotz der Herrschaft einer bürokratischen Kaste. In China und den Kolonialländern unterstützte sie den Befreiungskampf der unterdrückten Völker gegen ihre imperialistischen Besatzer – unabhängig davon, ob diese im Lager des Dreimächtepaktes oder der Alliierten standen.

Die Vierte Internationale lehnte jegliches Vertrauen in die bürgerlichen oder stalinistischen Parteien ab, die an der Spitze der Arbeiterbewegung und des antikolonialen Befreiungskampfes standen. Sie trat für den Aufbau einer politischen Alternative ein – einer revolutionären Arbeiterpartei als Teil der Vierten Internationale.

 

Wende Stalingrad

Nach der Winteroffensive der Roten Armee 1941 startete die Wehrmacht (die Armee Hitlerdeutschlands) eine Offensive im Süden der Sowjetunion, das Ziel war Stalingrad, eine wichtige Stadt an der Wolga und die Ölquellen am Kaspischen Meer. Die Offensive kam nicht so schnell voran, wie die Deutschen gehofft hatten, doch im Herbst 1942 hatten sie Stalingrad fast eingenommen. Doch jetzt startete die Rote Armee eine riesige Offensive, die die deutschen Truppen in Stalingrad einkesselte (mehr als 200.000 Mann) und das Kräftegleichgewicht zu Gunsten der Sowjetunion verschob. Im Sommer zuvor hatten die USA einen entscheidende Schlacht gegen Japan bei den Midway Inseln im Zentralpazifik gewonnen und mehrere japanische Flugzeugträger versenkt.

Die Alliierten waren auf dem Vormarsch. 1943 drängte die Rote Armee die Wehrmacht immer mehr nach Westen. Gleichzeitig stellten die Alliierten eine Armee in Großbritannien auf, die von Westeuropa nach Deutschland marschieren sollte. 1944 landeten die Alliierten in Frankreich und marschierten auf die deutsche Grenze zu, die sie im Dezember 1944 erreichten. Auch die Rote Armee erreichte die deutsche Grenze im Dezember 1944.

Die deutschen Kapitalisten versuchten nun verzweifelt, als sie erkannten, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war, ihre Haut zu retten und mit den Alliierten ein Bündnis gegen die Sowjetunion zu schließen. Doch die westlichen imperialistischen Länder waren der Meinung, alleine mit der Sowjetunion fertig zu werden und sich gleichzeitig auf Kosten der deutschen, italienischen und japanischen Kapitalisten bereichern zu können und schlugen diese geheimen Bündnisversuche zurück. Deutschland musste am 8. Mai 1945 bedingungslos kapitulieren, der Westen wurde von den Alliierten besetzt, der Osten von der Sowjetunion. Die Vierte Internationale stellte nun die Forderung auf, dass die Rote Armee weiter nach Westen, gegen die Alliierten marschieren sollte um den Imperialismus ein für alle Mal zu besiegen. Doch die Sowjetbürokratie hoffte mit den „vernünftigeren Imperialisten“ auf einen grünen Zweig zu kommen und eine friedliche Koexistenz führen zu können. Währenddessen tobte der Krieg im Pazifik weiter. Die USA setzten im Sommer 1945 zwei Atombomben gegen Hiroshima und Nagasaki (zwei große japanische Städte) ein. Sie ermordeten mehr als 200.000 Menschen auf bestialischste Weise, obwohl Japan Anstalten machte zu kapitulieren. Damit war das größte Völkergemetzel in der Geschichte der Menschheit durch eine der größten Greueltaten beendet worden.

 

Blutige Bilanz

 

Im Zweiten Weltkrieg starben weit mehr als 55 Millionen Menschen (39 Millionen in Europa, dem Atlantik und in Nordafrika und 16 Millionen in Asien und dem Pazifikraum) – es gibt unterschiedliche Zahlen doch die allgemeine Stoßrichtung stimmt bei alle überein. Mehr als die Hälfte davon (knapp 27 Millionen) entfiel auf die Sowjetunion. Denn sie hatte in erster Linie den deutschen faschistischen Imperialismus besiegt (9 von 10 deutschen Soldaten fielen im Kampf gegen die Rote Armee und die Einheiten der Partisanen und Partisaninnen). Auch das chinesische Volk musste große Opfer im Widerstand gegen die (japanische) imperialistische Besatzung bringen, dort starben fast 15 Millionen Menschen. In Polen gab es mehr als 6 Millionen Opfer, in Jugoslawien mehr als 1,5 Millionen.

Hier kann man gut erkennen, dass der Blutzoll der Halbkolonien bzw. eines degenerierten Arbeiterstaates (wie der Sowjetunion) im imperialistischen Krieg (auch prozentuell) viel höher war, als in den imperialistischen Staaten. Bei den imperialistischen Staaten überwiegen die Kriegsverlieren. In Deutschland starben knapp 6 Millionen Soldaten und 3,5 Millionen zivile Opfer, in Japan 1,3 Millionen Soldaten und eine halbe Million zivile Opfer. Sie mussten den Eroberungskrieg der deutschen und japanischen Kapitalisten mit ihrem Blut bezahlen. In den westlichen imperialistischen Staaten (Großbritannien, Frankreich, USA) gab es vergleichsweise wenig Opfer, dort starben zusammen „nur“ 1,25 Millionen Menschen (davon war die absolute Mehrheit Soldaten). Auch der materielle Schaden war enorm. Es wurden insgesamt 15 Millionen Wohnungen zerstört, die Hälfte der Eisenbahnschienen Europas war unbrauchbar und alleine in Europa wurde ein Schaden von mehr als 200 Milliarden US-Dollar verursacht (hier wurde nur das Ausmaß der Zerstörung berechnet, nicht aber was die Gesellschaft durch die Umstellung auf die Kriegsproduktion [also vollkommen unproduktive Erzeugung] an Werten verlor).

 

Die Verbrechen des Imperialismus

 

Alle imperialistischen Länder begingen schreckliche Kriegsverbrechen, aber auch solche die nicht direkt mit dem Krieg verbunden waren. Die Verbrechen des 3.Reichs waren aber im Vergleich, sowohl was die Zielsetzung, als auch was das Ausmaß angeht, schlimmer. Der Vernichtungspolitik der Nazis fielen auf der einen Seite ihre politischen Gegner und Gegnerinnen, Angehörige der Roten Armee, Kommunisten, Kommunistinnen, Sozialdemokraten, Sozialdemokratinnen sowie Menschen die den Krieg und die Vernichtungspolitik der Nazis ablehnten, zum Opfer. Auf der anderen Seite verfolgten die Nazis aber auch Menschen nach rassistischen Gesichtspunkten, so zum Beispiel, Juden, Jüdinnen, Roma, Sinti, Slawen, Slawinnen, Homosexuelle, behinderte Menschen, psychisch Kranke, Alkoholiker, usw. Viele Menschen wurden gezwungen Sklavenarbeit zu leisten, um die Kriegsindustrie der Nazis zu beleben, die Profite der Kapitalisten massiv zu steigern, und um schließlich daran zu Grunde zu gehen. Der Rest wurde ausgerottet, durch Vergasung, Erschießung, Hunger oder Krankheit.

Das Ziel dieser Politik war es, alle Menschen Europas zu ermorden, die nicht in die Ideologie des Nationalsozialismus passten, und wenn man schon dabei war, gigantische Profite durch ihren Tod zu beziehen. Durch die Nazis starben bis Kriegsende in diversen Vernichtungseinrichtungen (Konzentrationslager, Kriegsgefangenenlager, Anstalten der Operation T4,…) oder in Massakern mehr als 6 Millionen Juden und Jüdinnen, etwa 4 Millionen Rotarmisten und Rotarmistinnen in Kriegsgefangenschaft, eine halbe bis eineinhalb Millionen Roma und Sinti, 250.000 behinderte und psychisch kranke Menschen, mehr als 20.000 Kommunisten, Kommunistinnen, Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen, sowie 10.000 Homosexuelle. In den östlichen besetzten Gebieten übten die faschistischen Besatzer einen Terror gegen die Zivilbevölkerung aus, der sich zu einem Völkermord auswuchs. Zusätzlich zu den Massakern und der sogenannten „Partisanenbekämpfung“ starben Millionen an Krankheiten und Hunger (denn die Lebensmittel der russischen, polnischen, ukrainischen, baltischen und weißrussischen Bevölkerung wurden für die Versorgung der deutschen Soldaten gestohlen). Insgesamt hatte das sowjetische Volk knapp 16 Millionen zivile Opfer zu beklagen. Wie in allen imperialistischen Kriegen wurden auch hier oft Frauen vergewaltigt und Vergeltungsmaßnahmen an Unschuldigen für Widerstandsaktionen der Bevölkerung verübt. Aber auch die Bombardierung der Städte verschiedener europäischer Länder war ein schreckliches Kriegsverbrechen (Sowjetunion, Jugoslawien, Griechenland, Polen, Niederlande, Belgien, Frankreich, Großbritannien,…).

Der Terror der japanischen Armee in China und in den anderen besetzten Ländern ist zwar im Westen weitgehend unbekannt, doch steht er dem der Nazis nicht weit nach. Insgesamt hatte das Land mindestens 10 Millionen zivile Opfer zu beklagen. Die japanische Armee verübte Massaker, folterte, vergewaltigte und setzte biologische und chemische Kampfmittel (Milzbrand, Pest, Typhus, Cholera,…) gegen die chinesische Bevölkerung ein. Die japanische Armee besetzte im Krieg Indonesien, die Philippinen, Korea, Thailand, Burma, das heutige Vietnam, Laos und Kambodscha (damals: Indochina), sowie Teile von Papua. In den besetzten Gebieten wurde die Bevölkerung wie unter den alten Kolonialherren ausgebeutet, aber auch zu Zwangsarbeit herangezogen. Es kam zu schrecklichen Hungerkatastrophen – allein in Indonesien verhungerten 4 Millionen Menschen.

Aber auch die „demokratischen“ imperialistischen Länder (Frankreich, Großbritannien, USA) verübten schreckliche Kriegsverbrechen. Im Gegensatz zu den Achsenmächten zielten sie nicht so sehr auf die Auslöschung ganzer Völker hin, sondern mehr auf die Demoralisierung der Arbeiterklasse. Ihr Terror drückte sich nicht durch Gas und Massenerschießungen aus, sondern durch den Bombenterror. Die Alliierten bombardierten die Städte des Deutschen Reichs und Japans mit dem Ziel, einen Großteil der Zivilbevölkerung (und somit der Arbeiterklasse) auszulöschen. Sie setzten auch als einzige Macht Atombomben gegen Menschen ein. Durch den Bombenterror der Alliierten starben mehr als 500.000 Menschen in Japan und 600.000 in Deutschland.

Alles in allem muss gesagt werden, dass dieser Weltkrieg mit seinen schrecklichen Zerstörungen das größte Verbrechen ist, dass die Diktatur der Kapitalisten in Deutschland, Japan, Italien, Frankreich, den USA und Großbritannien bisher verursacht hat. Den Arbeitern und Bauern wurden Waffen in die Hand gegeben und sie wurden gezwungen, ihre Brüder und Schwestern eines anderen Landes für die Profitgier der Kapitalisten zu ermorden.

 

Die Verbrechen des Stalinismus

 

Doch nicht nur die imperialistischen Staaten haben im Zweiten Weltkrieg Verbrechen begangen, auch die Sowjetbürokratie mit ihrer Ideologie des Stalinismus, hat es getan. Es handelt sich hier aber nicht um Verbrechen, die auf die gleiche Stufe zu stellen sind, denn die Verbrechen um die es hier geht, erschwerten den Befreiungskampf der Unterdrückten, sie waren nicht dazu da um die Unterdrückten auszulöschen (wie bei den Verbrechen der Imperialisten). Die Sowjetbürokratie wurde zunehmend patriotischer. Sie ersetzte den revolutionären Internationalismus der Arbeiterklasse, den Lenin und Trotzki vertraten, durch den Patriotismus, der ihren Interessen diente. Dieser Patriotismus schlug während des Krieges (die Stalinisten bezeichnen ihn als „Großen Vaterländischen Krieg) immer mehr in Nationalismus um.

Der Patriotismus und die Zugeständnisse, die Stalin bereit war, an seine (imperialistischen) Verbündeten zu machen, äußerten sich auch darin, dass er 1943 die Kommunistische Internationale auflöste und erst 1947 durch ein loses Bündnis von „Bruderparteien“ ersetzte, das Kommunistische Informationsbüro (Kominform). Es wurde im Krieg wurde immer mehr gegen „die Deutschen“ gehetzt und der großrussische Nationalismus geschürt.

Dies führte dazu, dass die Rote Armee, als sie sich nach Deutschland vorgekämpft hatte, Frauen vergewaltigte, plünderte und teilweise Massaker verübte. Natürlich waren die Verbrechen der Deutschen im Osten viel größer, doch wie kann sich eine Rote Armee mit einer imperialistischen Armee vergleichen? Diese Entwicklung zeigte die Degeneration der Sowjetunion auf. In Trotzkis Roter Armee war es streng verboten zu vergewaltigen und die Zivilbevölkerung zu tyrannisieren, doch nun wurde von Teilen der Bürokratie zum „Mord an möglichst vielen Deutschen“ aufgerufen. Dies stieß natürlich viele deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen vom „Kommunismus“ weg. Der „Patriotismus“ der Sowjetbürokratie ging so weit, dass sie erzwangen, dass Polen nach Westen verschoben wird. Dies zwang Hunderttausende ihre Heimat zu verlassen, nur damit die Sowjetunion größer wurde.

 

Kriegsfolgen und Wiederaufbau

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen Europa und große Teile Asiens in Trümmern. Ein großer Teil der Infrastruktur (Eisenbahnen, Straßen, Brücken, Hafenanlagen, usw.), viele Fabriken, Werften und Städte waren zerstört. Millionen Menschen waren entwurzelt, ein großer Teil der Arbeiterklasse wurde vernichtet oder verkrüppelt. Das Elend war unglaublich. Hinzu kam, dass die Wirtschaft seit Jahren nicht mehr wirklich produktiv produzierte hatte, denn Panzer und Bomben können man niemand satt machen und auch keinen Wohnraum schaffen. Die Menschheit war in ihrer Entwicklung dramatisch zurückgeworfen worden. Von dieser Entwicklung profitierte in aller ersten Linie die USA, denn dort hatte der Weltkrieg keine Zerstörungen angerichtet, während gleichzeitig alle anderen imperialistischen Länder massiv zerstört wurden.

Europa und Japan lagen in Trümmer, doch gleichzeitig waren die Massen in Bewegung gekommen. In ganz Osteuropa, Italien, großen Teilen Chinas, Koreas und Vietnams bildeten sich Partisanenheere. Diese Partisanenarmeen wurden in den allermeisten Fällen von den (stalinistischen) Kommunistischen Parteien der jeweiligen Länder angeführt. Es wäre ein leichtes gewesen, in dieser Phase, als der Imperialismus am Boden lag, und die Rote Armee an allen Fronten am Vormarsch war, dem Imperialismus eine vernichtende Niederlage zuzuführen. Leicht hätte der Stalinismus zusätzlich zu Osteuropa auch West- und Südeuropa, sowie breite Teile Asiens von der Herrschaft des Kapitalismus befreien können. Doch wieder einmal stellte die bürokratische Kaste der Sowjetunion ihre Interessen vor die Interessen der Weltarbeiterklasse und der unterdrückten Massen.

Die Vierte Internationale – die einzige Partei damals, die die internationalen Interessen der Arbeiterklasse und der unterdrückten Völker vertrat – war damals zu schwach, um die Vorherrschaft des Stalinismus zu brechen. Aber die Lehren ihres Kampfes sind wesentlich für unseren Kampf heute – dem Kampf zur Verhinderung neuer imperialistischer Kriege und dem Aufbau einer weltweiten sozialistischen Zukunft.