Zum VICE-Artikel über die RKO BEFREIUNG: Fake News des Bobo-Magazins über unseren Antiimperialismus

Kommentar von Marek Hangler, Revolutionär-Kommunistische Organisation BEFREIUNG (RKO BEFREIUNG), 02. Januar 2017, www.rkob.net

 

Ein Artikel im österreichischen Vice-Magazin versucht den Antiimperialismus der RKO BEFREIUNG in den Schmutz zu ziehen und den Rassismus der Autonomen Antifa Wien zu rechtfertigen. [1] Im folgenden Kommentar werde ich zeigen, warum und auf welche Art der Autor Paul Donnerbauer diesen fragwürdigen Spagat zustande gebracht hat.

 

Zuerst eine Erklärung, warum dieser Artikel am 19. Dezember das Licht der Welt erblickt hat: Vor einem Monat griffen zionistische Autonome unsere arabischen Brüder an und schlugen einen von ihnen zu Boden, weil unsre Brüder sich ebenso wie wir gegen den Apartheidstaat Israel aussprechen. [2] An sich schon rassistisch genug, bekam dieser Angriff noch die passende Würze, weil er während einer der großen Demonstrationen in Solidarität mit den Flüchtlingen in Wien am 26. November durchgeführt wurde. Das Fiasko für die Autonomen war komplett: Ihre schwer zu rechtfertigende Leidenschaft für Israel brachte sie in einen öffentlichen Konflikt mit Aktivisten der arabischen Gemeinden. So sieht die „Solidarität“ aus, die Zionisten für Flüchtlinge zeigen.

 

Die Tage darauf waren für viele Autonome mit Sicherheit sehr unangenehm. Immerhin haben sie selbst fast keine Migranten in ihren Reihen, schon gar nicht aus dem arabischen Raum. Da sieht es besonders blöd aus auf eine Pro-Flüchtlingsdemo auf arabische Migranten loszugehen. Einerseits ist die Refugee-Bewegung für die Autonomen ein wichtiges Betätigungsfeld um sich in der Uni-Szene einen Namen zu machen. Die ungeschriebene Regel dabei: Flüchtlinge sind willkommen… aber nur, wenn sie auch das Weltbild des Westens übernehmen. Für diese Einstellung gibt es einen eigenen Begriff: Weißer Anti-Rassismus. Am 26. November wurden die Widersprüche aber zu groß.

 

Der Block der RKO BEFREIUNG marschierte auf der Demonstration gemeinsam mit AktivistInnen der syrischen, ägyptischen, irakischen und weiteren Gemeinden um die Unterdrückung der Flüchtlinge und der Völker im Nahen Osten anzuprangern. Dabei platzte den weißen „Anti-Rassisten“ (in Wirklichkeit zionistischen Rassisten) der Kragen und sie griffen uns an. [3]

 

Mit diesem Hintergrundwissen ist die Entstehungsgeschichte des Artikels schnell geklärt. Um die Weste von Unterstützern Israels und der USA wieder weiß zu waschen, setzt sich der Journalist Donnerbauer nun zu seinem Computer und kontaktiert seine pro-israelischen Freunde. Er fragt sich: „Welche Argumente kann man bloß verwenden, um die RKO BEFREIUNG und ihren Antiimperialismus in den Dreck zu ziehen?“ Natürlich steht die zionistische Uni-Szene bereit, um in die Bresche zu springen und versorgt ihren „unabhängigen“ Propagandisten in der Not. So findet man in seinem Artikel eine Stellungnahme der Autonomen in der ich, die „linke“ Zionistenorganisation Hashomer Hatzair als „'Kindermörder', 'Rassisten' und 'Faschisten'“ bezeichne. Eine Gruppe, die sich in der Tradition der Nakba - dem Vertreibungskrieg 1948 und ihre katastrophalen Folgen für das palästinensische Volk - sieht, hier als harmlose linke Jugendorganisation zu verteidigen ist anmaßend. Dass Hashomer Hatzair die Terroraktionen des Staates Israel weiterhin gutheißt, zeigt ihr öffentlicher Applaus für den Massenmord im Gazastreifen. [4] Die Autonomen versuchen aber dieser Gruppe eine Rolle als unschuldige Jugendliche auf einer Schülerdemonstration gegen Rassismus zu geben. Angesichts der Taten dieser Rassisten, spucken die Täter den Opfern ins Gesicht.

 

Nachdem unsere Sprecherin Almedina Gunić auf die zionistische Heuchelei hinweist, spielt Donnerbauer ihre Antwort wieder herunter. Die „Politikwissenschaftlerin“ Tina Sanders, eine Studenten-Aktivistin des KPÖ-Studentenorganisation KSV-Lili - man kann sich wirklich fragen, wer hier wen durch Israelfreundlichkeit überbietet - wird als angebliche seriöse und unabhängige Quelle herangezogen. Sie beschreibt uns und sagt, dass wir uns „öffentlich solidarisch mit Organisationen und Gruppen, die für die Auslöschung des israelischen Staates eintreten [zeigen]“.

 

Klarer Fall – zumindest für Donnerbauer. Für ihn ist der Beweis erbracht. Jetzt kann er sich kurz aus seiner Deckung als unabhängiger Beobachter trauen und seine eigene Einschätzung zu dem Thema erklären, nämlich dass „diese Solidarisierung mit klar antisemitischen Bewegungen auch bei der Demonstration Ende November ausschlaggebend für die Auseinandersetzungen [war].“ Warum es bei der R4bia-Bewegung um eine „klar antisemitische Bewegung“ handeln soll, weiß wahrscheinlich selbst ein großer Teil der Vice-Leserschaft (zurecht) nicht (da es schlichtweg faktisch falsch ist), aber der mühsame Brückenschlag ist geschafft. Die Aufgabe, den rassistischen Angriff als eine Aktion gegen Judenhass zu verkleiden wurde einen knappen Monat nach der Tat erledigt! Aus Täter werden Retter, aus Opfern werden Täter. Eine Handvoll Autonomer stößt in ihrer Lieblingskneipe einen Seufzer der Erleichterung aus!

 

Um sicherzugehen, dass der Schein der Objektivität in diesem politischen Prozess gewahrt bleibt, braucht der Autor aber händeringend mehr Zeugen für die israelische Sache. Er versucht dabei bekannte Zionisten wie Andreas Peham (richtiger Name: Heribert Schiedel, ein weiteres ehemaliges Mitglied KPÖ-Studentenorganisation), Mary Kreutzer (eine bekannte extrem-zionistischen Journalistin) und Julia Edthofer (eine weitere „unabhängige“ Uni-Aktivistin, die in Israel studierte und die weltweite BDS-Kampagne für den Boykott von Israel als „antisemitisch“ verunglimpft) als neutrale Quellen zu präsentieren.

 

Am Ende hat Vice einen Artikel veröffentlicht, der nur heiße Luft verbreitet aber vorgibt viel Information bereitzustellen indem er…

 

… 28x die RKO BEFREIUNG und 13x den Begriff Antisemitismus verwendet.

 

… mehrere „unabhängige“ Quellen verwendet, die allesamt zur pro-israelischen Szene gehören.

 

… mit dem Artikel vor dem drohenden „Antisemitismus“ durch arabische und antiimperialistische Organisationen warnt. Damit meint er in Wirklichkeit unseren Kampf gegen den israelischen Apartheidstaat – wie wenig diese beiden Dinge miteinander zu tun haben, hat unser Genosse Michael Pröbsting bereits vor Jahren behandelt. [5]

 

Ein letztes Gedankenspiel um den Rassismus um die Attacke der Zionisten und den Vice-Artikel aufzuzeigen: Stellen wir uns kurz vor, auf der Demonstration wurden keine arabischen Migranten von Europäern niedergeschlagen. Wären stattdessen die Autonomen von unseren beiden arabischen Brüder angegriffen worden, wären sehr wahrscheinlich diese Folgen eingetreten: a) die arabischen Migranten werden festgenommen, b) die Medien würden das Ganze für ihre Hetzpropaganda gegen Muslime nützen, c) die Polizei und rechte Gruppen warnen vor weiteren Angriffen und fordern mehr Kontrolle der migrantischen Gemeinden.

 

Sind arabische Migranten die Opfer, darf man aber mit diesen Folgen nicht rechnen. Stattdessen werden wilde Behauptungen aufgestellt, in diesem Fall es handle sich um Anti-Semiten. Gab es eine Festnahme der Zionisten? Folgten Razzien in autonomen Vereinen? Wurde der Angriff in Verbindung mit anderen Übergriffen der Zionistenfreunde auf Anti-Imperialisten in der Vergangenheit gebracht?

 

Nichts davon ist passiert und der Grund ist sehr einfach – die herrschende Klasse Österreichs und der Europäischen Union profitiert von der anti-muslimischen Hysterie, weil sie damit die heimischen Migranten sowie die muslimischen Völker der Welt leichter unterdrücken kann und weil dadurch ein Feindbild geschaffen wird, um die Wut vieler österreichischer ArbeiterInnen von den wahren Ursachen der zunehmenden Verelendung abzulenken. Also kehren ihre Medien den Vorfall schnell unter den Teppich. Stattdessen erinnert man immer wieder an die Angriffe auf Frauen in Köln, die bis heute fragwürdig aufgeklärt werden. Als ehrliche Kämpfer für Frauenbefreiung sollten wir uns aber fragen: Gab es keine Übergriffe auf den vergangenen Silvesterfeiern, und warum achtet man beim Oktoberfest nicht genauso auf Frauenrechte? [6] In der gleichen heuchlerischen Schiene fährt der armselige Donnerbauer, wenn er zionistische Artikel schreibt. Hätte es einen Angriff auf seine zionistischen Freunde gegeben, hätte er sich zumindest leichter getan und den pseudo-neutralen Stil ganz weglassen können. Das Vice-Magazin sollte lieber bei seinen Tipps für Drogenparties bleiben. Zumindest bei diesen kann man davon ausgehen, dass sie ernsthaft recherchieren.

 

 

 

[1] auf ihrer Homepage am 19.12.2016 https://www.vice.com/alps/article/antiimperialisten-rkob-antisemitismus-islamismus

 

[2] siehe unseren Bericht: https://www.rkob.net/wer-wir-sind-1/rkob-aktiv-bei/let-them-stay-26-nov-2016/

 

Weitere Berichte über zionistische Angriffe finden sich hier:

 

https://www.rkob.net/wer-wir-sind-1/rkob-aktiv-bei/bericht-vs-fest-2016/

 

https://www.rkob.net/wer-wir-sind-1/rkob-aktiv-bei/erster-mai-2016/

 

[3] der Angriff schaffte es sogar in eine Ausgabe der Österreich-Zeitung: http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Schwarzer-Block-griff-auf-MaHue-Fluechtlinge-an/260073669, abgesehen davon blieb es aber sehr ruhig um den Vorfall.

 

[4] hier eine öffentliche Erklärung dieser Kriegsfreunde: https://freegazafromhamas.wordpress.com/2012/11/17/kundgebung-solidaritat-mit-israel-befreit-gaza-von-der-hamas/

 

[5] siehe dazu unsere Broschüre: https://www.rkob.net/marxistische-theorie/politischer-charakter-antinationale/

 

[6] zu dieser Frage siehe unsere Stellungnahme, 09.01.2016: https://www.thecommunists.net/home/deutsch/koeln-heuchelei/