Frauen im Widerstand: Der Bosnienkrieg

Von Nina Gunić

 

 

Dieser Artikel ist den Frauen gewidmet, die vor genau 20 Jahren furchtlosen Widerstand geleistet haben, gegen die Unterdrückung ihres Volkes. Es geht um die multinationale (also aus bosnischen, kroatischen und serbischen Frauen bestehende) Infanterieeinheit bei Sarajevo – genauer gesagt in Pofalići. Es war eine reine Fraueninfanterie, bestehend aus 60 Frauen, die sich freiwillig gemeldet haben Pofalići zu verteidigen gegen die Übergriffe der serbischen Armee.

 

Damals, in den 90er Jahren, erklärte eine Reihe von Staaten am Balkan nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien ihre Unabhängigkeit. Dazu gehörten Slowenien und Kroatien im Jahr 1991 und dann Mazedonien und Bosnien ein Jahr später, also 1992. Darauf gab es eine Reihe unerbittlicher Kriege gegen diese Staaten – dabei auch den Krieg gegen Bosnien von 1992-1995.

 

Die Fraueninfanterie war – wie viele der Milizen der Bosniaken – multinational gemischt. Der Grund dafür war unter anderem, dass die militärische Kraft der Serben, wie auch der Kroaten von Serbien und Kroatien gemeinsam unterstützt wurde. Bosnien selbst hatte die schwächste Armee und die Bosniaken hatten im Gegensatz zu den bosnischen Kroaten und Serben die meiste Zeit keine Unterstützung von außen. Dementsprechend war auch die Fraueninfanterie von Pofalići eine Miliz die nur aus Freiwilligen bestand, und versuchte die Übergriffe der Serben, die Sarajevo belagert hielten, abzuwehren. Die Frauen waren keine ausgebildeten Soldatinnen, sondern wurden in kurzer Zeit von einem Soldaten, Omar Gabela, ausgebildet. Obwohl die Frauen schlecht ausgebildet waren, verfügten sie (nach Aussage von Omar) über deutliche mehr Mut als die Männer. Das hing vor Allem damit zusammen, dass es ausschließlich freiwillige Kämpferinnen waren. Daliborka, eine 20-jährige bosnische Serbin, die in der Miliz kämpfte, drückte den multinationalen Widerstand der Einheit aus: „Ich denke kein einziges Mal daran, Serbin zu sein während ich kämpfe. Ich bin bei meinen Freunden, bei meinen Nachbarn!“

 

Diese Kampfeinheit von Frauen war etwas sehr außergewöhnliches und zeigt, dass Frauen gerade im nationalen Befreiungskampf gegen Unterdrückung eine wichtige Rolle auch im Militär selbst spielen können und müssen. „Sie wissen offensichtlich nicht, mit wem sie es zu tun haben. Aber ab dem Moment, wo sie es merken sind sie schon tot.“ drückte Remza, eine 22-jährige Bosniakin, den leichten Vorteil des Überraschungsmomentes aus, gegen die Angreifer. Aber viel wichtiger als dieser Überraschungseffekt ist, dass die Frauen der Einheit die Moral des bosnischen Widerstandes massiv beflügelt haben. Sie haben heldenhaft bewiesen, dass Frauen mindestens ebenso mutig und unerbittlich im Widerstand sind. Und das eine über die Nationalitäten hinausgehende Solidarität eine Miliz im nationalen Befreiungskampf besonders zäh und politisch wertvoll macht.

 

Die Frauen von Pofalići waren Heldinnen. Sie haben aus Rache für tote Freunde oder Familie gekämpft, aus dem Pflichtgefühl heraus die zahlreichen schwer verletzten männlichen Soldaten zu ersetzen, oder aus dem Wunsch heraus sich wieder ein Leben jenseits von Vergewaltigung, Folter und Verstümmelung zu erkämpfen. Die Heldinnen von Pofalići haben immer auch eine Kugel für sich selbst aufgehoben. Denn bei all diesen Gründen ist der Preis, in einer Miliz im Befreiungskampf zu kämpfen, immer sehr hoch, und die Rache, die vom Unterdrücker ausgeht, besonders brutal.

Sie wurden zu Heldinnen des Widerstandes gegen einen brutalen Besatzungskrieg, der inzwischen genau 20 Jahre her ist. Ihr Aufopferungswille und Mut sind auch heute noch Vorbild für uns, unabhängig unserer Herkunft. Sie sind Vorbild im gemeinsamen Kampf unserer Klasse gegen die Unterdrückung und Ausbeutung, nicht nur in Österreich, sondern weltweit!