Lehrlinge: Wir wollen mehr Geld und mehr Rechte!

Anmerkung der Redaktion: Unsere Organisation RKOB wurde von Mitgliedern, die vormals in der Liga für die Fünfte Internationale (LFI) organisiert waren gegründet. Den folgenden Text  zählt RKOB somit zu ihrem programmatischen Erbe.

Von Katja Turan, LSR (Österr. Sektion der LFI)

http://www.sozialistische-revolution.org/

 Viele Lehrlinge werden nur all zu gerne von den UnternehmerInnen als billige Arbeitskraft missbraucht anstatt was zu lernen. Lehrlinge leisten anstrengende Ausbildungstätigkeit! Deswegen sollten sie auch ordentlich bezahlt werden. Die finanzielle Situation ist für die meisten katastrophal, vom zu Hause ausziehen können die meisten nur träumen und die Lehrlingswohnungen (falls man sie so nennen kann, da sie nur aus einem einzigen Zimmer bestehen) lassen zu wünschen übrig. Ohne finanzielle Unterstützung vom Elternhaus kann man für gewöhnlich ein eigenständiges Leben in den ersten 2 Lehrjahren vergessen. Deswegen fordern wir vom ersten Lehrjahr an eine Lehrlingsentschädigung von mindestens 1.300 Euro pro Monat!

Das Ziel einer Lehre ist es was zu lernen:

Leider ist es bei vielen Lehrberufen so, dass der Stundenplan mehr für die UnternehmerInnen von Vorteil ist, als eine gute Berufsausbildung für die Lehrlinge zu garantieren. Es kommt auch nicht grade selten vor, dass Lehrlinge Aufgaben erledigen müssen wie Kaffee zu holen oder Misteinsammeln . Aus diesem Grund fordern wir einen sinnvollen Stundenplan, der von den Berufsschulen, den für die jeweilige Branche zuständigen Gewerkschaften und den Lehrlingen selbst entworfen und bestimmt wird. Dieser Stundenplan darf sich nicht danach richten, was den Betrieben am bequemsten ist sondern soll den Lehrlingen eine bestmögliche Ausbildung ermöglichen.

Freie Bildung:

Bildung sollte für jeden Menschen frei und kostenlos zugänglich sein, egal wie viel Einkommen man hat! Daher fordern wir:

* Kostenlose Lehrabschlussprüfung für alle Lehrlinge!

Seit kurzem werden immer mehr Lehrstellen mit Matura angeboten, trotzdem sind sie bei weitem noch nicht ausreichend.

* Wir sind für ein flächendeckendes Angebot an Lehrstellen, bei denen es die Möglichkeit gibt gratis die Matura zu erlangen.

Viele Jugendliche wissen nicht einmal, wie viele verschiedene Lehren es gibt, geschweige denn, wie sie in der Praxis ausschauen. Sich alleine zu informieren, ist oft mühsam, da man im Internet oft auf widersprüchliche oder falsche Informationen stößt. Und in der Schule kommt es auf die Gutmütigkeit der LehrerInnen an, wie viele Infos man bekommt. Diese Informationen sollten frei und einfach für Jugendliche zugänglich sein!

Sicherheit

Hunderte Lehrlinge müssen jeden Tag mit der Angst leben, jederzeit vom Betrieb rausgeschmissen zu werden, wenn z.B. die Subventionen vom Staat für diese Lehrstelle gestrichen wird oder wenn sich der Unternehmer die Stelle nicht mehr leisten kann oder will.

Daher treten wir unter anderem für eine unabhängige Ausbildung der Lehrlinge außerhalb eines Betriebs in einer staatlichen Lehrwerkstätte ein. Damit haben alle Lehrlinge die Chance, nicht nur als billige Arbeitskräfte für Betriebe zu arbeiten, sondern eine sichere Lehrstelle und eine gute Ausbildung zu haben. Eine solche Lehrstelle in einer Lehrwerkstätte könnte man auch so besser kontrollieren und somit auch garantieren.

Immer wieder kommt es vor, dass Lehrlinge gekündigt werden und ohne fertige Ausbildung und ohne Job praktisch mittellos dastehen. Um die gleiche Lehrstelle wieder zubekommen, bedarf es Zeit und Glück. Dies ist der Grund, warum wir für die Ausbezahlung der Lehrlingsentschädigung in der Zeit des Suchens nach einer Fortführung bzw. einer neuen Ausbildung. Zusätzlich fordern wir noch die sofortige Ausweitung auf die gesamte Lehrzeit und ihre tatsächliche Umsetzung des Lehrlingskündigungsschutzgesetzes, das schon aufgelockert wurde. Dadurch wollte die Regierung es den UnternehmerInnen neben diversen Prämien schmackhafter machen, Lehrstellen zu schaffen. Umso wichtiger ist es auch auf den Berufsschulen eine kostenlose und externe Rechtsberatung für Lehrlinge anzubieten.

Innerhalb der Gewerkschaften muss eine breite Kampagne entfaltet werden, damit diese sich mehr als bisher für die Rechte der Lehrlinge einsetzen. Die Gewerkschaft muss eine Gewerkschaft gerade auch für die jungen ArbeiterInnen sein, die gegen die Unternehmerwillkür wenig geschützten sind.