70 Jahre Sieg der Roten Armee in Stalingrad

Der Krieg im Osten

 

Als Nazi-Deutschland im Sommer 1941 in der Sowjetunion einfiel begann es einen Vernichtungskrieg, den sie nur schwer gewinnen konnten. Die Rote Armee und die Führung der Sowjetunion, eine bürokratische stalinistische Kaste, die abgehoben von den Massen der Bevölkerung über den gigantischen Arbeiterstaat herrschte waren anfänglich völlig überrascht von dem deutschen Überfall. Zehntausende sowjetische Offiziere und einfache Soldaten waren den stalinistischen Säuberungen in den 30er Jahren zum Opfer gefallen und waren im Interesse des bürokratischen Stalin-Regimes ermordet worden. Dies führte zu einer relativen Schwächung der Verteidigungsmöglichkeiten der Sowjetunion. Gleich zu Beginn des Krieges wurden von der deutschen Wehrmacht schreckliche Kriegsverbrechen begangen. Es gab Massenerschießungen von gefangenen Rotarmisten, ganze Dörfer wurden ausgelöscht, Pogrome und „Säuberungsaktionen“ gegen Juden, Jüdinnen und Roma durchgeführt, gegen einen großen Teil der sowjetischen Bevölkerung eine Verhungerungspolitik betrieben sowie viele Frauen vergewaltigt. Dies passierte deshalb weil das imperialistische Deutschland den Arbeiterstaat Sowjetunion mit seinen Grundfesten auslöschen wollte. Man muss hier nicht zusätzlich erwähnen, dass jeder Kommunist und jeder Kommunistin, jeder fortschrittliche Arbeiter bzw. Arbeiterin, mit seinen ganzen Kräften den Sieg der Sowjetunion, sowie der Partisanenbewegungen Osteuropas gegen die deutsche Aggression unterstützen musste, ungeachtet dessen das an der Spitze der Sowjetunion eine mörderische stalinistische Kaste stand die gegen die Interesse der Arbeiterklasse handelte.

 

Kriegsverlauf

 

In den ersten Kriegsmonaten konnte die deutsche Wehrmacht einen großen Teil des europäischen Teils der Sowjetunion erobern, indem sich ein großer Teils der Industrie befand. Ein wesentlicher Teil der Roten Armee wurde geschlagen und entweder vernichtet oder gefangengenommen (was oft auf dasselbe hinauslief). Leningrad (vorher Petrograd, heute St.Petersburg) wurde von deutschen Truppen eingekesselt und die deutschen Panzerspitzen standen nur wenige Kilometer vor Moskau, doch der verstärkte Widerstand der Roten Armee und der einfachen Bevölkerung (die sich in Partisanenheeren organisierte), die unglaublich langen Nachschubstrecken und der russische Winter machte der Wehrmacht zu schaffen. Eine Gegenoffensive vor Moskau brachte nicht nur den deutschen Vormarsch zum Stehen, sondern warf ihn noch zusätzlich zurück. Die deutschen Imperialisten mussten jede Hoffnung auf einen schnellen Sieg begraben.

 

Vormarsch der Wehrmacht auf Stalingrad

 

Anfang 1942 sammelten die Wehrmacht ihre Kräfte um eine neue Offensive, die nun der Sowjetunion das Genick brechen sollte zu beginnen. Ihr Ziel sollte nicht Moskau, sondern die Stadt Stalingrad (heute Wolgograd) an der Wolga, sowie die Erdölfelder in der Nähe der Kaspischen Meers sein. Mit 1,5 Millionen Mann und 1500 Panzern rückte die Wehrmacht (als Stoßkeil die 6.Armee und die 4.Panzerarmee) über die südrussische Ebene sowohl nach Stalingrad als auch auf das Kaspische Meer vor. Ihnen standen schlecht ausgerüstete sowjetische Truppen gegenüber, denen es sehr schwer fiel sich auf der offenen Ebene gegen deutsche Panzer und Flugzeuge zu verteidigen. Ende August erreichte die Wehrmacht die Wolga im Norden von Stalingrad, es begann nun eine schreckliche Bombardierung der Stadt, in der sich noch Hunderttausende Zivilisten und Zivilistinnen befanden. Langsam rückte die Wehrmacht in die weitgehend zerstörte Stadt vor und stieß auf erbitterten Widerstand! Die sowjetischen Soldaten und Soldatinnen verteidigten jede Straße, jeden Häuserblock, jedes Stockwerk, jeden Raum ja sogar jeden Ziegelstein mit ihrem Leben. Oft verlief die Front zwischen verschiedenen Stockwerken, oft wurde um ein Zimmer stundenlang gekämpft, strategisch wichtige Punkte wechselten mehr als ein dutzend Mal ihren Besitzer. Dieser Häuserkampf war den deutschen Soldaten ein Graus, sie standen tausende und abertausende Kilometer von Zuhause entfernt in einem fremden Land um Russen im Interesse der arischen Rasse zu töten, nur wenige konnten sich dafür begeistern! Die Moral der sowjetischen Kämpfer und Kämpferinnen war ihren deutschen Gegenübern haushoch überlegen: sie wussten, wenn sie den Kampf verloren, dann waren sie verloren, sie kämpften um ihre Heimat und ihre Familien zu beschützen!

 

Dieser Häuserkampf der um Stalingrad entbrannte wurde von den Deutschen „Rattenkrieg“ genannt, was die deutschen Panzer am Tag eroberten, eroberten die sowjetischen Soldaten und Soldatinnen in der Nacht zurück. Oft stießen sie durch die Kanalisation oder das Kellersystem vor, um die Deutschen von hinten anzugreifen. Die Kämpf um Stalingrad kosteten Hunderttausenden Menschen das Leben, die Führung der deutschen Heeresgruppe Don schickte immer mehr Soldaten nach Stalingrad und lichtete somit die Flanken der deutschen Front aus. Oft standen nur mehr schlecht ausgebildete und noch schlechter ausgerüstete rumänische Soldaten an den Flanken, die über eine noch viel schlechtere Moral verfügten, ehemalige rumänische Soldaten berichteten zum Beispiel, dass sie für ihr Gewehr nicht mehr als sechs Kugeln hatten.

 

Operation „Uranus“

 

Trotz des heldenhaften Widerstandes der sowjetischen Soldaten und Soldatinnen drückte die deutsche Militärmaschine sie immer weiter in Richtung Wolga, Anfang November 1942, als der Winter schon begonnen hatte, hatte die Wehrmacht einen großen Teil Stalingrads besetzt (ca. neun Zehntel). Dies wurde von den Nazis als großer Sieg gefeiert, doch das letzte Wort in der Schlacht um Stalingrad war noch nicht gesprochen!

Seit längerer Zeit plante die Führung der Roten Armee eine Winteroffensive im südlichen Teil der Front. Gut ausgerüstete und ausgeruhte Truppen sollten von Norden und Süden durch die deutsche Front brechen und die Wehrmacht in Stalingrad einkesseln. Diese Offensive bekam den Namen Operation „Uranus“. Am 19.November begann der sowjetische Angriff. Aus mehr als 3500 Artilleriemündungen ging auf die deutschen, rumänischen und italienischen Stellungen ein fast eineinhalb stündliches Trommelfeuer nieder. Danach brachen Panzer und Infanterie durch die Verteidigungslinie und zwei sowjetische Angriffskeile marschierten aufeinander zu. In nur fünf Tagen gelang es ihnen den Kessel um Stalingrad zu schließen.

 

Kessel Stalingrad

 

230 000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten waren nun in Stalingrad eingekesselt. Das deutsche Oberkommando stand jetzt vor zwei Möglichkeiten: sie konnten versuchen mit den Truppen die sich im Kessel befanden auszubrechen und somit Stalingrad und das gesamte Territorium das sie 1942 erobert hatten aufzugeben oder den Kessel aus der Luft mit Nachschub zu versorgen und zu versuchen ihn durch einen Angriff ihrerseits zu entsetzen. Durch persönlichen Befehl Hitlers wurde die 2.Möglichkeit gewählt. Der Mindestbedarf des deutschen Kessels war 550 Tonnen Nachschub pro Tag, die höchste Versorgungleistung die die deutsche Luftwaffe an einem Tag während der Einkesselung Stalingrads erreichte waren 290 Tonnen, meist überstieg die aber nicht 100 Tonnen pro Tag. Dies mussten vor allem die einfachen deutschen Soldaten ausbaden, ihre Rationen wurden halbiert, es wurde befohlen, dass ein Soldat nicht mehr als 300 Gramm Brot pro Tag bekommen sollte, dies wurde später auf 100 Gramm und am Ende des Kessels sogar auf 60 Gramm reduziert. Die meisten deutschen Soldaten, die im Kessel starben, kamen nicht durch Kämpfe, sondern durch Kälte oder Unterernährung um.

Am 23. Dezember versuchte die Wehrmacht noch einen Entlastungsangriff auf den Stalingrader Kessel zu starten. Die 4.Panzerarmee sollte die Einkesselung durch die Rote Armee brechen, doch dieser Angriff kam 48km vor dem Kessel durch erbittere Gegenwehr der sowjetischen 2.Gardearmee und des 7.Panzerkorps zum Stehen. Die sowjetischen Soldaten und Soldatinnen wollten ihren Sieg um keinen Preis aus den Händen geben!

 

Die Zerschlagung des Kessels


Die Führung der sowjetischen Truppen bei Stalingrad machte am 8.Jänner 1943 den deutschen Truppen ein Kapitulationsangebot. Obwohl die Lage der Truppen in Stalingrad aussichtlos war, weigerten die deutschen Generäle sich zumindest das Leben der einfachen Soldaten zu retten. Hier zeiget sich am krassesten, wie groß die Interessen der einfachen Soldaten, die im Krieg nichts zu gewinnen hatten als ein Grab auf sowjetischen Boden und der Wehrmachts-Generäle und Offiziere, die massive Privilegien durch den Krieg bekamen (und sie oft mit seinem Ende nicht verloren), auseinanderlagen. Bis zum 22.Jänner eroberte die Rote Armee die beiden Flugplätze im Stalingrader Kessel, die Truppen waren jetzt von jeder Versorgung abgeschnitten. Die sowjetischen Armeen die um Stalingrad standen zogen den Ring um die Stadt enger und enger, dies führte sogar dazu, dass der deutsche Kessel in zwei Teile geteilt wurde. Am 31. Jänner 1943 ging der Stab der deutschen 6.Armee in Gefangenschaft, am 2.Februar wurden die Kämpf um Stalingrad völlig eingestellt.

Bei den Kämpfen um Stalingrad vielen fast eine halbe Million sowjetischer Soldaten und Soldatinnen, sie mussten ihren Sieg mit viel, zu viel Blut bezahlen. Alleine im Kessel starben 150 000 deutsche Soldaten, die gesamten Verluste auf deutscher Seite in den Kämpfen um Stalingrad belaufen sich auf mehr als 800 000 (mit Soldaten in Kriegsgefangenschaft).

 

Folgen

 

Der Sieg bei Stalingrad war eine Wende im 2.Weltkrieg, der Formarsch der deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion wurde aufgehalten, ihr Rückzug, der erst mehr als 2 Jahre später in Berlin ein Ende fand begann. Dieser Sieg gab den einfachen Soldaten und Soldatinnen der Roten Armee, den Arbeitern und Arbeiterinnen der Sowjetunion, sowie den unterdrückten Völkern Osteuropas neue Hoffnung. Der Mythus der Unbesiegbarkeit der Wehrmacht und die Propaganda der „überlegenen arischen Rasse“ wurden sehr anschaulich zerschlagen. Gleichzeitig wurde der Moral der deutschen Soldaten ein herber Schlag zugesetzt, viele erkannten dass sie den Krieg verloren hatten und hofften auf den Frieden. Der Sieg bei Stalingrad hatte auch konkrete militärische Folgen. Die deutsche Süd-Front war sehr stark destabilisiert, neue Truppen aus anderen Teilen der Front mussten zu ihrer Verstärkung abgezogen werden. Dies führte dazu, das an keinem Teil der deutsch-sowjetischen Front die Wehrmacht ein Übergewicht hatte, sie war nur noch in der Lage begrenzte Offensiven (wie im darauffolgenden Sommer bei Kursk) vorzunehmen, die aber im Endeffekt mit einem bedeutenden Bodengewinn für die die Sowjetunion endeten. Anders als verschiedene pro-imperialistische Geschichtsschreiber berichten kämpften die sowjetischen Soldaten und Soldatinnen nicht nur weil sie vor Unterdrückungsmaßnahmen durch den stalinistischen Geheimdienst Angst hatten, neue geschichtliche Forschungen belegen das. Zehntausende opferten sich selbstlos um den deutschen Imperialismus und Faschismus zu besiegen! Ihrer Opfer gedenken wir, für sie sind wir dankbar, denn dadurch ist es möglich, dass der deutsche und italienische Imperialismus besiegt und die faschistische Tyrannei zerschlagen wurde. Der Sieg der Roten Armee ist auch ein Sieg für uns Arbeiter und Arbeiterinnen, die in den imperialistischen Ländern leben, die diese Aggression begonnen haben, er ist ein Sieg für alle Arbeiter und Arbeiterinnen weltweit!