Ehemaliger Masseur von WEGA-Beamten ermordet

Wir veröffentlichen einen Artikel über den unfassbaren Vorfall in Wien-Liesing, bei dem vor zwei Monaten ein ehemaliger Masseur von der WEGA erschossen wurde. Auch wenn der Artikel Teil unseres Zeitungsarchives ist, ist er nach wie vor inhaltlich aktuell und hat nichts an Wichtigkeit verloren - daher veröffentlichen wir unsere Antwort auf die Ungerechtigkeit der Polizei hiermit. Gerade weil es viel zu oft verschwiegen wird, wenn der Staat seine Gewalt gegen uns durchsetzt - wir müssen dagegen kämpfen, auch in Worten! (Redaktion, 08/2013)

 

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Artikel von Marc Hangler

 

 

In Wien-Liesing wurde ein ehemaliger Masseur am Freitag dem 07.06. von vier WEGA-Polizisten (1) erschossen. Der ehemalige Arbeiter (Name ist nicht bekannt) ist dadurch aufgefallen, dass er zwei Polizisten und auch Maler bedroht hat. Als die Polizisten die WEGA verständigten, schickten sie 8 Beamte, die die Wohnung des früheren Arbeiters stürmen wollten. Dieser verteidigte sich gegen den Angriff, indem er mit einem Messer auf den ersten Beamten losging. Vier der Polizisten „zogen daraufhin ihre Dienstpistolen und begannen auf den Angreifer zu feuern.“ (2)

 

Unabhängig davon, ob der Einsatz der Polizei wirklich notwendig war oder versucht wird, den Mann ungerechter weise als verrückt darzustellen, können wir nicht sagen, wie es genau zu dieser Situation gekommen ist. Was wir mit Sicherheit sagen können ist:

 

1. Die WEGA war offensichtlich auf ihren Einsatz vorbereitet! Sie verwendete einen Rammbock, um die Tür des ehemaligen Arbeiters aufzubrechen. Sie konnte durch das Messer des Mannes nicht verletzt werden, weil sie Schutzkleidung trug. Sie hatte Dienstpistolen bei sich, die sie für den Mord verwendete. Außerdem sprechen wir nicht von Leuten, die das erste Mal eine Waffe in der Hand hatten. Das Innenministerium lobt seine WEGA in höchsten Tönen: „Die Einsatzkompanien der WEGA unterstützen […] durch einen überlagernden Streifendienst, mit dem sichergestellt werden soll, dass […] besonders ausgebildete Beamte schnell und effektiv vor Ort sind und sofort einschreiten können.“ (3)

 

2. Falls es stimmt, dass der Mann der Polizei bereits bekannt war – so schreibt es die Zeitung derstandard.at – dann ist es nur ein weiterer Beweis, dass die WEGA wusste was sie erwartete! derstandard.at schreibt, dass der ehemalige Masseur schon vorher das Messer bei sich hatte – konnte sich die WEGA so leicht davon überraschen lassen?! Scheinbar hatte der Mann die Beamten am falschen Fuß erwischt, denn etwas 20 Schüsse (4) (!) waren die Antwort auf den dazu leicht lächerlich wirkenden Messer-Angriff, der keinen einzigen Polizisten verletzte. Außerdem mussten schon viele Arbeiter, Migranten und Demonstranten erleben, wie effektiv die Polizei im Nahkampf ist. Der WEGA kam die Entwaffnung des Mannes aber nicht in den Sinn…

 

Das ist nur eines der Verbrechen, die „Verbrechensbekämpfer“ begehen. Polizisten sind nichts anderes als Mörder in Uniform – man sieht es an dem Mord in London im August 2011 (5), an dem Massaker in Südafrika 2012 (6), dieses Jahr dem Mord in Schweden (7) oder heute den Opfern bei den Protesten in der Türkei (8). Wir fordern, dass diese Polizeigewalt nicht von irgendwelchen Behörden des gleichen Staates bestraft wird, der diese Mörder trainiert und bezahlt!

 

*Für die Bildung eines Arbeitertribunals! Zusammen aus Vertretern der Nachbarschaft und Gewerkschaft muss ein Gericht gebildet werden, das ein unabhängiges Urteil über die Mörder eines Angehörigen der Arbeiterklasse fällt!

 

*Die Verwandtschaft des Mannes muss entschädigt werden! Der Verlust des Mannes kann nicht spurlos an seinen Angehörigen vorbei gehen – alle Kosten die dadurch entstehen, Begräbnis, psychologische Betreuung, mögliche Zahlungen/Schulden/Verträge, usw. muss die Polizei tragen!

 

*Polizei überall –Sicherheit nirgends! Für Selbstverteidigungs-Komitees! Die Polizei ist offensichtlich nicht um unsere – sondern um ihre eigene Sicherheit bemüht, daher müssen wir unsere Sicherheit selbst in die Hand nehmen. Wir müssen in unseren Blocks, Bezirken und Städten für Ordnung sorgen. Das schaffen wir, wenn wir unsere Leute trainieren um gegen jede Gewalt gegen uns vorzugehen – auch Polizeigewalt- in Form von durch die ArbeiterInnenbewegung organisierten Selbstverteidigungseinheiten!

 

 

 

 

 

(1) Die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) ist eine der Spezialeinheit der österreichischen Polizei. Ihre Bewaffnung und Ausbildung macht sie zu den gefährlichsten Polizisten im Land – vergleichbar mit den SWAT-Einheiten in den USA.

 

(2) http://derstandard.at/1369362965351/Mann-in-Wien-von-Polizisten-erschossen

 

(3) Unter http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_OeffentlicheSicherheit/2005/09_10/start.aspx der Artikel Die neue WEGA

 

(4) http://www.salzburg.com/nachrichten/oesterreich/chronik/sn/artikel/mann-in-wien-erschossen-polizei-feuerte-20-schuesse-ab-62041/

 

(5) http://www.rkob.net/international/berichte-uprising-in-gb/

 

(6) http://www.rkob.net/international/subsahara-afrika/südafrika-bergarbeiterstreik/

 

(7) http://www.thecommunists.net/worldwide/europe/sweden-migrants-uprising/

 

(8) http://www.rkob.net/international/asien/türkei-revolution/