Triumph sperrt zu und die Ratten verlassen das sinkende Schiff!

Artikel von Nico Herzen, ArbeiterInnenorganisation Roter*Widerstand,  Revolutionär-Kommunistische Organisation BEFREIUNG (RKO BEFREIUNG), www.rkob.net

 

In der europäischen Textilbranche herrscht Alarmstimmung, denn "die Konkurrenz aus Asien übernimmt den Markt". Wir Arbeiter und Arbeiterinnen bleiben mal wieder über. Warum es zu dieser Entwicklung gekommen ist und was wir tun können, versuche ich in diesem Artikel zu erklären.


Wenn man sich umsieht, fällt auf, dass in West-, Nord- und Mitteleuropa fast nur „Luxusmarken“ in der Kleidungsindustrie produziert werden, alles andere wird aus dem Ausland, dabei fast nur Asien importiert. Wie kann es sein, dass trotz des Transports über hunderte von Kilometern, die Produkte immer noch günstiger sind, als jene, die quasi vor unserer Haustür produziert werden?

 

Wo werden hier die Kosten eingespart oder auch: Wo geht das ganze zusätzliche Geld hin, das man für diese „hochqualitativen“ Textilien bezahlt?

Eingespart wird bei den Arbeitern und Arbeiterinnen. Es macht einen riesigen Unterschied, ob man in einen Menschen 4 Monate oder mehr an Ausbildung investiert, damit dieser seinen Arbeitsbereich versteht und mit ungewöhnlichen Situationen umgehen kann und dafür 9€ die Stunde bekommt, oder: Ob man die Hilfskräfte 1 Tag lang ausbildet und sie nur 1-2 Handgriffe, machen lässt den ganzen Tag und dafür 9€ in der Woche bezahlt, dafür aber mehr Personal einstellt. Die Arbeitsbedingungen in den ausbeutenden Textilfabriken sind menschenunwürdig und verkürzen die Lebenserwartung um Jahre und Jahrzehnte.

 

Mit den Jahren hat auch die asiatische Textilindustrie, allen voran die chinesische, sich die Technologie aus Europa abgeschaut, Kopien von europäischen Fabriken gebaut (!) und produziert jetzt großteils auf gleicher Qualität, bei miserablen Arbeitsbedingungen. Das heißt: Niedrigerer Verkaufspreis, niedrigerer Lohn, hoher Arbeiterinnenverschleiß und mehr Profit für das Unternehmen. Zustände von denen die Chefs von Triumph, Wolford und Co. sehnsüchtig träumen. Es ist seit Jahren zu beobachten, dass diese Unternehmen ihre Produktion auch ins Ausland, in die armen halbkolonialen Länder (sogenannte Dritte Welt und Schwellenländer) wo mehr Ausbeutung und geringere Entlohnung möglich sind, auslagern.

 

Ein Beispiel:

 

Triumph baut seit einem halben Jahrzehnt deutlich ab in Österreich. Schließt Produktionsstätten und entlässt Arbeitskräfte wie zb. 2010 in Hartberg: 300 Entlassungen. 2013 weitere 200 Entlassungen. Oder in Ungarn 412 Entlassungen – Produktion angeblich auch „zu teuer“. 210 Entlassungen in Burgenland, die ganze Fabrik wurde geschlossen. Wiener Neustadt – 170 Entlassungen. Das ist nur eines von vielen Unternehmen!

 

Das sind alles kleinere Orte, in denen es sonst kaum etwas gibt – Quasi Dörfer, die um Fabriken entstanden sind. Das wird oft so gemacht, weil die Grundstückskosten gering sind und die Familien dort wohnhaft bleiben und der Nachwuchs sehr wahrscheinlich dort die erste Arbeit sucht – und so viel Auswahl gibt es nicht, also sind die Neuanstellungen gesichert. Die Unternehmensleitung hat offiziell angekündigt (stattdessen) in Marokko und Portugal Fabriken zu bauen.

 

Wie sollte Triumph sich verhalten?

 

Triumph ist konfrontiert mit sinkenden Verkaufszahlen, weil ähnliche Produkte zb. in China produziert wesentlich billiger verkauft werden. Das Personal in Zentraleuropa müssen sie besser bezahlen, als im Osten Europas. Also ziehen sie mit ihren Fabriken um. Weil, wenn sie schlechter bezahlen, produzieren sie billiger. Das ist eine Frechheit! Das ist ein geldgieriger Angriff auf uns arbeitende Menschen!

 

Was sollte die Führung von Triumph also machen? Mit Minus weiter produzieren? Vom Staat gerettet werden? Billiger verkaufen und vom Luxussektor weggehen? Bei der Produktion sparen?

 

Tatsächlich ist es so, dass das eine Sackgasse ist. Das ist Konkurrenz und Überproduktion, typisch für den Kapitalismus: Es wird nicht nach Bedarf produziert. Deswegen wird oft mehr produziert, als gerade gebraucht wird, mehr als verwendet werden kann. Also bleibt einiges über, aber jeder will gerade seine Ware anbringen und die anderen leer ausgehen lassen. Ein nicht verkaufter Überschuss wird lieber vernichtet als an die Teile der Welt verschenkt zu werden, die besonders arm sind und es bräuchten. Das ist kapitalistische Konkurrenz: Jeder Kapitalist gegen jeden Kapitalisten zulasten von uns ArbeiterInnen und Unterdrückten. Das ist nichts natürliches, das kennen wir erst, seitdem es den Kapitalismus gibt und damit tatsächlich Überschuss produziert werden kann.

 

Darum werfen wir Triumph nicht vor, dass es in diese Lage gekommen ist – sie ist in der Logik des Kapitalismus kein vermeidbarer Fehler. Wir werfen den Managern nicht vor, dass sie so ein irrwitzig fehlerhaftes System unterstützen, denn ohne dieses System gebe es auch keine Manager. Die Manager trifft eine Fabriksschließung ja auch nicht, sie bekommen eine hohe Abfertigung und steigen bei einem anderen Unternehmen ein. Sie bekommen ein Vielfaches von dem bezahlt, was ein gewöhnlicher Arbeiter oder eine gewöhnliche Arbeiterin bezahlt bekommt. Da kann man gut von leben. Aber die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht! Auf unserem Rücken wird diese miese Politik ausgetragen. Was würdest du machen, wenn du deinen Job von heute auf morgen verlieren würdest und in deinem Ort (Nehmen wir mal an, nicht Wien) gibt es nichts anderes mehr? So zu tun als wäre es vom Management aus vermeidbar gewesen bedeutet eine wichtige Wahrheit nicht auszusprechen: Wir brauchen Manager und Firmenchefs gar nicht. Wir müssen die Produktion verstaatlichen und als Arbeiterinnen und Arbeiter unter unserer Kontrolle haben. Das ist die einzige vernünftige Lösung. Was die Gewerkschaftsbosse sagen, stimmt also nicht. Es wäre nicht vermeidbar gewesen wenn die Manager vernünftiger oder anständiger wären. Damit wollen die Gewerkschaftsbosse nur ablenken von dem was wir einfachen Arbeiterinnen und Arbeiter machen müssten: Die Fabriken unter unsere Kontrolle bringen und das Management loswerden sowie die Firmenbesitzer enteignen.

 

Triumph kann sich in dieser Situation nicht „richtig“ verhalten, weil sie sich die letzten Jahrzehnte schon nicht „richtig“ verhalten haben, so wie der Rest der Kapitalisten. Sie haben Jahrzehnte lang ihren Profit gamacht und lassen uns jetzt in angeblichen Konkurs ertrinken. Bei diesem Vorgang werfen sie noch Arbeiter und Arbeiterinnen ins Feuer, um selbst noch ordentliche Abfertigungen erhalten zu können.

 

Wer ist der Feind?

 

Trotzdem kann man nicht sagen, dass China der Feind ist, der uns die Arbeitsplätze stiehlt. Nicht China ist das Problem, es hätte genauso ein anderes wirtschaftlich wachsendes Land, ein anderes imperialistisches Land sein können. Nein, das System Kapitalismus ist das Problem, denn es ist das System der unversöhnlichen Konkurrenz, der Wirtschaft nach Profit und nicht nach Bedarf. Der Feind sitzt sowohl in China, als auch hier und überall auf der Welt: Es sind jene, die von Ausbeutung profitieren – sie profitieren davon, dass andere vom Markt verdrängt werden und ihre Arbeit verlieren, sie profitieren auch davon, dass ihr Personal nur einen kleinen Bruchteil von dem Geld sieht, dass es täglich in der Fabrik erzeugt.

 

Das ist etwas, was uns weltweit vereint, unabhängig von Sprache, Hautfarbe oder Kultur: Wir Arbeiter und Arbeiterinnen werden alle ausgebeutet und die wenigen hohen Chefs (auch „Bürgerliche“ genannt) führen ein Leben in Saus und Braus auf unsere Kosten. Unsere Brüder und Schwestern in anderen, armen Ländern werden sogar überausgebeutet ebenso wie unsere migrantischen Kolleginnen und Kollegen.

 

Darum fordere ich dich auf:


* Reiche MigrantInnen die Hand! Sie sind deine Freunde, denn sie werden ausgebeutet, mehr noch als du. Sie werden deine Verbündeten sein im Kampf gegen diese Unterdrückung!


* Kein Friede den Reichen und den Chefs! Sie profitieren davon, dass es uns dreckig geht und rühren nicht den Finger, um das zu ändern, weil sie nur deswegen reich sind! Ihr Reichtum wurde mit deiner Arbeit finanziert, es ist Zeit, dass wir uns holen, was uns zusteht und was wir brauchen!


* Organisiere dich, werde aktiv! Alleine ist man schwach und angreifbar, doch schon die Geschichte zeigt, dass die Massen unaufhaltsam sind. In der Stadt und am Land! Nimm Kontakt auf mit uns, informiere dich!


* Alle Betriebe müssen unter die Kontrolle des arbeitenden Personals stehen und verstaatlicht sein! Dazu brauchen wir ein System, dass nicht von Kapitalisten geführt wird sondern von uns Arbeiterinnen und Arbeitern. Wir nennen ein solches System Sozialismus.


* Gleicher Lohn/Gehalt für gleiche Arbeit!

 


Quellen

 

http://noe.orf.at/news/stories/2709652/

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/742459_Triumph-streicht-hunderte-Jobs.html

http://noe.orf.at/news/stories/2708209/