VII. Die seltsame Beweisführung des Herrn Pfeifer – Teil 5:

 

„Der Wunsch nach einem weltlichen, arabisch-jüdischen ArbeiterInnenstaat ist zutiefst antijüdisch“

 

Diese abgeschmackte Behauptung des Herrn Pfeifers wurde zwar wiederholt von Zionisten und bürgerlichen Medien aufgestellt, wird dadurch aber auch nicht wahr. Die Zionisten behaupten, daß die Perspektive der Überwindung des rein-jüdische Staates Israel und seine Ersetzung durch einen bi-nationalen, arabisch-jüdischen ArbeiterInnenstaat im Rahmen einer sozialistischen Föderation im Nahen Osten „im Kern antijüdisch“ wäre. Warum? Weil der Staat Israel der einzige Garant für die Existenz und das Überleben der Juden wäre. Wie sonst soll das jüdische Volk ohne Staat und Armee sich verteidigen können?

 

Tatsächlich kann man dieser Logik nur dann folgen, wenn man jede geschichtliche Herangehensweise an diese Frage außer Acht läßt. Die erst durch die Vertreibung des palästinensischen Volkes möglich gewordene Errichtung des zionistischen Staates 1948 hat eine tiefgehende und unauslöschliche Feindschaft zwischen den Völkern des gesamten Nahen Ostens und Israel geschaffen. Es ist eine weithin anerkannte Tatsache, daß im Unterschied zu den europäischen Gesellschaften der Antisemitismus in der Geschichte der islamischen Völker keine nennenswerte Rolle spielte. Erst die Existenz des kolonialistischen Geblides Israel hat diese Frage in den letzten Jahrzehnten aufgeworfen.

 

Nun benützen die Zionisten gerade eben diesen durch sie selber geschaffenen Haß der Araber als Rechtfertigung für den zionistischen Staat als riesiger Unterdrückungs- und Militärmaschinerie. Aber in Wirklichkeit ist das ein Teufelskreis. Je länger der Apartheidstaat Israel existiert und sich nur mit alljährlichen Finanzspritzen und Kriegsmateriallieferungen durch den US-Imperialismus über Wasser halten kann, desto tiefer und nachhaltiger droht der Abgrund zwischen den Juden und Arabern zu werden. Natürlich wird sich der hochgerüstete israelische Staat – mit dem mächtigsten Imperialismus auf diesem Planeten als Absicherung – noch einige Zeit über Wasser halten können.

 

Aber nur ein Ignorant kann die Tatsache übersehen, daß Israel eine Falle für die Juden darstellt. Der zionistische Kolonialstaat verwandelte den Gaza in ein riesiges Freiluftgefängnis und droht der Westbank durch den Bau der Mauer das gleiche Schicksal an. Aber in gewissem Sinne verkörpert auch Israel ein Gefängnis für die Juden innerhalb der arabischen Welt. Natürlich ist hier der Begriff „Gefängnis“ nicht wortwörtlich zu nehmen, ähnelt Israel doch mehr den hermetisch abgeriegelten Villenvierteln in Brasiliens Metropolen, die von unzähligen Ghettos umgeben sind. Aber der Zionismus wiegt die Juden Israels mit krimineller Leichtsinnigkeit in Sicherheit. Auf Dauer kann keine privilegierte Insel mit 4-5 Millionen Einwohnern in einer feindlich gesonnen Region mit mehreren hundert Millionen Menschen überleben. Ja, Israel und die USA können vielleicht den Iran als militärischen Gegner ausschalten. Aber das wäre auf Dauer etwa ein ähnlich „erfolgreiches“ Unternehmen wie Bush’s Überfall und Besetzung des Iraks. Der Haß auf und die Bereitschaft zum Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus und seinen israelischen Statthalter sind heute in der gesamten Region größer denn je. Gelingt es nicht rechtzeitig, die Ketten des Zionismus zu sprengen, eine permanente Revolution im Nahen Osten voranzutreiben und dadurch ein friedliches Zusammenleben der Araber und Juden herbeizuführen, wird Israel zur Todesfalle der Juden. Die historische Verantwortung für das drohende Armageddon trägt der Zionismus, der für seine reaktionären Ziele die Juden nach Palästina lockte.