Johann Schögler – ein kurzer Nachruf

Von Michael Pröbsting (RKO BEFREIUNG, österreichische Sektion der RCIT), 8.11.2016, www.thecommunists.net und www.rkob.net

 

Johann Schöglers Tod ist ein Verlust – nicht nur für die Linke in Graz, sondern in ganz Österreich. Ich lernte ihn im Jahr 1984 kennen als ich der Gruppe Revolutionäre Marxisten (GRM) – der damaligen österreichischen Sektion der an Ernest Mandel orientierten Vierten Internationale – beitrat. Als ich fünf Jahre später die GRM verließ und mich unserer Bewegung anschloß, verlor ich ihn zunächst aus den Augen. Doch später mit dem Aufkommen der internationalen Sozialforumsbewegung und dem LINKE-Wahlprojekt 2008 fanden wir immer wieder Gelegenheit zur Zusammenarbeit.

 

Natürlich bestanden zwischen Johann Schögler, einem loyalen „Mandelisten“, und mir immer politische Meinungsverschiedenheiten, was sich ja auch in unserer unterschiedlichen Organisationszugehörigkeit ausdrückte. Das hinderte mich jedoch nie daran, seine menschlichen und politischen Stärken anzuerkennen.

 

Johann Schögler war ein Internationalist nicht nur in seiner politischen Überzeugung, sondern auch in seiner Praxis, was sich in vielen Auslandsaufenthalten – v.a. seiner Verbundenheit mit der französischen LCR/NPA – niederschlug. Er besaß ein tiefschürfendes Verständnis von internationalen Entwicklungen, insbesondere jenen in Frankreich.

 

Überhaupt zeichnete ihn eine politische Sensibilität aus, ein Feingespür für gesellschaftliche Entwicklungen. Diese Stärke ging mit einer weiteren Eigenschaft einher, die heutzutage nur wenige Linke – aufgrund ihrer Isolation im „links-intellektuellen Ghetto“ – besitzen: eine Verbundenheit mit der ArbeiterInnenklasse und den breiten Volksmassen. Johann hatte nichts Abgehobenes an sich. Ich erinnere mich an gemeinsame Kundgebungen in der Grazer Innenstadt, bei denen er kurze, allgemeinverständliche und doch politisch scharfe Reden hielt. Während sich die meisten Linken höchst unwohl dabei fühlen, mit dem „einfachen Volk“ auf der Straße zu reden, war Johann darin in seinem Element.

 

Ebenso schätzte ich an Johann seine Verbindung von Theorie und Praxis – eine Verbindung, die symbolisch ihren Ausdruck in der Tatsache fand, daß er an den Spätfolgen einer schweren Verletzung am Auge starb, die ihm eine Tränengasgranate der französischen Polizei bei einer Demonstration beigebracht hat.

 

Es sind Stärken wie diese, die sich die heutigen und zukünftigen Generationen von SozialistInnen zum Vorbild nehmen sollten und derentwegen wir Johann Schögler als einen ehrlichen und hingebungsvollen Genossen in Erinnerung behalten sollten.