I. Karl Pfeifer – ein Mann mit einschlägiger Vergangenheit

 

Bevor wir uns den „Argumenten“ des Herrn Pfeifer widmen, seien noch ein paar Anmerkungen zu seiner Person angebracht. Wer ist eigentlich dieser Karl Pfeifer? Da vielen LeserInnen der Name Karl Pfeifer wahrscheinlich nichts sagt, wollen wir hier einige Fakten zu seiner Person anführen. Pfeifer ist ein Zionist in Wort und Tat. (6) Er publiziert in einer eigenen Kolumne auf der website www.juedische.at - einem Art Zentralorgan der Antinationalen und Zionisten. Er bekundete wiederholt seine Feindschaft zur Intifada und seine Solidarität mit dem Staat Israel, ungeachtet dessen Vertreibungs- und Unterdrückungspolitik gegen das palästinensische Volk. Bei Kundgebungen zeigt er seine Solidarität mit Israel und seiner Armee. (Zitat: „Wir trauern um die Gefallenen der israelischen Sicherheitskräfte“) (7)

 

Was Pfeifer jedoch von den üblichen antinationalen Schreibtischtätern unterscheidet, deren Geistes- und Handlungshorizont mit der Universität beginnt und dort auch wieder endet, ist seine Teilnahme als Elitesoldat am israelischen Vertreibungskrieg gegen die PalästinenserInnen 1948. So diente er von 1946 bis 1950 (anderen Angaben zufolge zwischen 1947 und 1949) in der zionistischen Elitetruppe Palmach bzw. – nach deren Eingliederung – in der israelischen Armee. Bald nach seiner militärischen Laufbahn wechselte er seinen Wohnsitz und kam nach Österreich, wo er später für eine Reihe von Zeitungen schrieb und auch als Wiener Korrespondent von "Kol Israel" tätig war. Zwischen 1982 bis 1995 war er Chefredakteur der Monatszeitung der Israelitischen Kultusgemeinde "Die Gemeinde".

 

Seine Zugehörigkeit zur Miliz Palmach verdient eines ausführlicheren Kommentars. Palmach war mit 5.-6.000 Soldaten die Kern- und Eliteeinheit der zionistischen Miliz Hagana. Sie war während des Eroberungskrieges der Stoßtrupp der Zionisten und unternahm besonders delikate Aufgaben. (8) Im Jahr 1948 standen die Palmach-Einheiten an vorderster Front bei der Ermordung und Vertreibung vieler arabischer ZivilistInnen. Unter anderem war Palmach mitverantwortlich für das berüchtigte Massaker in Deir Yassin im April 1948. Der britische Historiker Martin Gilbert, seines Zeichens offizieller Churchill-Biograph und ein äußerst pro-israelischer Autor, zitiert in seinem 1998 erschienen Buch "Israel A History" die Rechtfertigung der Vertreibung der PalästinenserInnen durch den Oberbefehlshaber der Palmach-Miliz, Yigal Allon: „Wir erachten es als unabdingbar, das innere Gebiet von Galiläa zu säubern und ein zusammenhängendes jüdisches Gebiet im gesamten oberen Galiläa zu schaffen.“ Weiters erklärte dieser das Kalkül des zionistischen Staates am Beispiel der von der Palmach organisierten ethnischen Säuberung der Gebiete um Lydda und Ramla damit, daß die Vertreibung der arabischen Einwohner „die Straßen verstopfte, auf denen sich die (Arabische) Legion hätte vorwärts bewegen können und belastete die arabische Volkswirtschaft mit dem Problem, weitere 45.000 Seelen versorgen zu müssen. (...) Darüberhinaus wird die Flucht von Zehntausenden ohne Zweifel Demoralisierung an jedem arabischen Ort auslösen, wo die Flüchtlinge hingelangen. (...) Dieser Sieg wird große Auswirkungen auf andere Bereiche haben.“(9)

 

Bekanntlich stellte die Vertreibung des palästinensischen Volkes 1948 die Voraussetzung für die Gründung des Apartheidstaates Israel dar. Pfeifer ist also nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der (blutigen) Taten. Wohlgemerkt, Pfeifer wurde nicht zum Militärdienst zwangsverpflichtet, sondern hat sich freiwillig und voller Überzeugung zu einer mörderischen Eliteeinheit gemeldet. Diese Eliteeinheit war führend an den Massakern und der Vertreibung des gesamten palästinensischen Volkes beteiligt. (wenn auch nicht alleine – auch andere terroristische Einheiten wie Irgun und Lehi spielten eine zentrale Rolle.) Es drängt sich daher die Frage auf, welche Rolle Pfeifer persönlich in seinen Jahren bei Palmach bzw. der israelischen Armee spielte?

 

Konkret:

* In welcher Einheit von Palmach war er tätig?

* An welchen Orten war er 1948 eingesetzt?

* Nahm er an Vertreibungsaktionen oder gar Massakern gegen arabische ZivilistInnen teil?

 

Jedenfalls leistete er damals mit der Waffe in der Hand seinen Dienst beim Vertreibungskrieg gegen das palästinensische Volk. Heute ist er dazu aus Altersgründen nicht mehr in der Lage. Doch seine Gesinnung ist unverändert und so arbeitet er nun mit der Feder für die Sache des zionistischen Apartheidstaates.

 

Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Jeder Mensch kann Fehler, auch schwere Fehler, machen, diese einsehen und sich grundlegend ändern. Auch ein Reaktionär kann auf die fortschrittliche Seite wechseln und auch ein Mörder kann sich bessern. Daher kann auch ein Teilnehmer am zionistischen Vertreibungskrieg von 1948 Reue zeigen und sich von den zionistischen Verbrechen distanzieren. Der bekannte israelische Journalist Uri Averny ist ein Beispiel für den möglichen Wandel vom überzeugten zionistischen Elitesoldaten zum scharfen Kritiker der Besetzung der Westbank und Gaza und der Schandtaten der israelischen Armee. Karl Pfeifer aber ist ein unverbesserlicher, uneinsichtiger Verteidiger des israelischen Apartheidregimes. In seiner Jugend war er mit der Waffe für den Zionismus tätig – heute schreibt und hetzt er für die gleichen Ziele.

 

Fassen wir also zusammen: 1948 nahm Karl Pfeifer mit der Waffe in der Hand am israelischen Vertreibungskrieg gegen das palästinensische Volk teil. Auch heute solidarisiert er sich voll und ganz mit Israel und seiner Armee. Im Rahmen seiner Mission verunglimpft er AktivistInnen gegen Faschismus, Imperialismus und Krieg als „Antisemiten“ und bringt sie mit Nazis in Verbindung. Und dieser Teilnehmer und Verteidiger des zionistischen Vertreibungskrieges möchte uns nun belehren, daß nicht er irgend etwas mit Rechtsradikalismus und Rassismus zu tun hat, sondern ... seine marxistischen Kritiker!

 

 

 

(6) Der Zionismus ist die Ideologie, laut der nur der Staat Israel die Rettung für die Juden bringen kann. Um einen solchen Staat zu errichten, mußte die zionistische Bewegung (mit Hilfe der imperialistischen Großmächte) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die einheimischen Araber in Palästina gewaltsam vertreiben. Bis heute müssen die PalästinenserInnen in Flüchtlingslagern leben und werden von der israelischen Armee brutal unterdrückt. Solange ein jüdischer Staat besteht, der die vertriebenen Araber nicht zurückkehren läßt und sie nicht als gleichberechtigte Bürger akzeptiert, gibt es Apartheid und damit keinen Frieden in Palästina. Marxistische RevolutionärInnen unterstützen daher die Intifada des palästinensischen Volkes. Eine Lösung kann es nur geben, wenn der Staat Israel zerschlagen und ein gemeinsamer, arabisch-jüdischer Staat auf sozialistischer Grundlage errichtet wird.

 

(7) Rede von Karl Pfeifer, gehalten an der Solidaritätsveranstaltung mit Israel und den Opfern des Antisemitismus, am Stephansplatz, Wien, 25.4.02; hagalil.com, 26-04-2002, http://judentum.at/s1/judentum-net/europa/stephansplatz.htm

 

(8) Ami Isseroff: Haganah - A History of the Jewish Underground Defense force in Palestine; http://www.zionism-israel.com/Haganah.htm

 

(9) Nebenbei bemerkt: Pfeifer mokiert sich über „Sekundär- und Tertiärquellen“, die ich in meinem Artikel über den Zionismus benutzt habe. Nun, diesen Vorwurf kann ich an ihn nicht zurückgeben. Denn Pfeifer selber gibt ja nicht einmal Sekundär- und Tertiärquellen an – ganz zu schweigen von Originalquellen -, sondern gleich überhaupt keine! Dadurch verunmöglicht er natürlich einen genaueren Nachvollzug seiner Behauptungen.