Gegen die Unterdrückung von Roma

Für den revolutionären Befreiungskampf mit unseren unterdrücktesten Brüdern und Schwestern!

Von Nina Gunic

 

Im Jahre 1924 brachte der russische Revolutionär Leo Trotzki in einer Rede vor:

 

Wir wissen, daß in China Werktätige, die wahrscheinlich in ihrem Leben keinen einzigen Artikel Lenins gelesen haben, sich leidenschaftlich dem Bolschewismus anschließen. (…) Sie haben erfasst, daß dies die Lehre ist die sich an die Parias, an die Unterdrückten, an die Unterjochten, an die Millionen, für die es keinen anderen Ausweg, für die es keine andere Rettung gibt. Und wenn der Leninismus leidenschaftlichen Widerhall in den Herzen der werktätigen Frauen findet, so darum, weil es keine Gesellschaftsschicht auf der Welt gibt, die mehr unterdrückt wird als die werktätigen Frauen!“ (1)

 

Eben diese Worte sind ein wichtiger Schlüssel für die Befreiung von uns Unterdrückten und Ausgebeutet. Im Besonderen sind sie es auch für Roma, denn so wie es über uns werktätigen Frauen richtig ist zu sagen, dass wir zu den Unterdrücktesten gehören, so gilt dies ebenso für die Völker der Roma. Kaum eine unterdrückte Schicht wird in diesem Ausmaß geächtet und selbst in Halbkolonialen Ländern (die selber zu den unterdrückten und ausgebeuteten Ländern in der Weltordnung gehören) bis aufs Blutvergießen hin gejagt.

 

Während des Krieges in meinem Heimatland, Bosnien, gab es Lager für Bosniaken, in denen hunderte zusammengepfercht auf Ängsten Platz in Angst, Hunger und unter dauernder Gewalt lebten. Ebenso wie Vergewaltigungen, teilweise in eigenen dafür eingerichteten Häusern systematisch stattfanden (neben vielen anderen Verbrechen, die zu erwähnen in diesem Artikel zu viel Platz beanspruchen würde). Die Lager waren eine Erscheinung des Krieges in Bosnien und fanden ihren grausamen Höhepunkt in Massengräbern. Auch wenn dieser Teil wegfällt ist das Leben im Lager für die meisten Roma und Sinti Alltag in „Friedenszeiten“ überall auf der Welt.

 

Gerne werden Roma als Vagabunden, die aus kulturellen Gründen in Lagern leben wollen, nicht arbeiten wollen dargestellt. In Wirklichkeit aber werden Roma gar nicht gefragt was sie wollen sondern systematisch in Lager hineingepfercht. Oder aber ihnen wird keine andere Wahl gelassen als selber Zeltlager und Ähnliches aufzuschlagen, weil sie keine Möglichkeit haben Unterkunft zu bekommen. Es ist kein freiwillig gewählter Lebensstil von Millionen ohne Wasser und Strom, ohne feste Unterkunft und Essen zu leben. In Italien werden die Lager der Roma zudem regelmäßig von Rassisten oder Faschisten angegriffen – oft sogar niedergebrannt. (2)

 

Allein in Europa leben etwa 10 Millionen Roma. In der Slowakei liegt die Arbeitslosenquote der Roma bei über 64%, die Kindersterblichkeit der Roma in Rumänien ist dreimal so hoch wie der Rest der Bevölkerung. In Bulgarien haben mehr als 40% der Roma keine Art von Schulabschluss. (3)

 

Kein Widerstand, keine Revolution, kein Sozialismus kann auf Dauer der Prüfung der Geschichte bestehen wenn er sich nicht ebenso aus den Reihen der Unterdrücktesten stärkt, sie als zentrale MitkämpferInnen für das Ende jeglicher Unterdrückung uns Ausbeutung gewinnt. Am Balkan und in Europa bedeutet das von den Erfahrungen unserer unterdrücktesten Brüdern und Schwestern, den Roma, zu lernen und gemeinsam gegen die Ursache der Ausbeutung unserer Klasse und der Knechtung aller Unterdrückten zu kämpfen. Es bedeutet sich gemeinsam für den gewaltsamen Sturz der herrschenden Klasse, der UnternehmerInnen, der Superreichen und ihres politischen und militärischen Apparates zu organisieren. Es bedeutet die Ketten unserer Unterdrückung gemeinsam zu zerschlagen.

 

Kämpfen wir gemeinsam für:

 

* Sofortiges Bleiberecht für alle MigrantInnen und Minderheiten (inklusive der Roma) – unabhängig ihrer Herkunft und Nationalität! Sofortiges Recht auf Arbeit und voller Zugang zu allen Sozialleistungen (Krankenversicherung, Pensionen, etc.)!

 

* Schaffung eines breiten, qualitativ hochwertigen Angebotes an kostenlosen Wohnungen und Häusern für Roma! Diese sollen natürlich mit allen Grundversorgungsmitteln (Wasser, Strom, Heizung, etc.) ausgestattet sein und jedem unserer Brüder und Schwestern Platz bieten!

 

* Für die Schaffung gemeinsamer Selbstverteidigungseinheiten der Roma, zusammen mit Arbeiterinnen und Arbeitern, und allen fortschrittlichen Kräften aus der Umgebung zur Verteidigung der Lebensstätte (seien es die Lager heute oder die Wohnungen die wir fordern) gegen Übergriffe durch Rassisten, Faschisten und anderen rückschrittlichen Kräften!

 

* Schaffung von Arbeitsplätzen für jeden arbeitsfähigen Roma im öffentlichen Dienst durch den massiven Ausbau von öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtungen, Spitälern, Verkehrsmitteln, usw.

 

* Für eine breite, öffentliche Solidaritätskampagne der Gewerkschaften und Organisationen der ArbeiterInnenbewegung (so auch des europäischen Gewerkschaftsbundes) zusammen mit VertreterInnen der Roma um die Solidarität und Gemeinsamkeit unserer Klasse mit allen Unterdrückten zu zeigen und jede Art von Rassismus in den eigenen Reihen zu bekämpfen!

 

* Schaffung eines breiten, öffentlichen Bildungsangebotes, natürlich als bezahlte Arbeitszeit für alle Roma, die eine Schulbildung nachholen bzw. einen höheren Schulabschluss nachmachen wollen.

 

* Finanzierung all dieser Forderungen durch die Enteignung der Parasiten der heutigen Gesellschaft: Der Unternehmer und Bankenchefs, der Spekulanten und Politiker!

 

* Für den Aufbau einer revolutionären Befreiungsbewegung der Roma, unterstützt und mit organisiert von der ArbeiterInnenbewegung!

 

 

 

(1) Leo Trotzki, Über China, S.62f., Band 2.1 (1924-1928) der Reihe Trotzki Schriften, erschienen im Verlag Rasch und Röhring

(2) http://derstandard.at/1323222727213/Turin-Italiener-setzen-nach-erlogener-Vergewaltigung-Roma-Siedlung-in-Brand

(3) http://www.zukunfteuropa.at/site/cob__40692/currentpage__0/6687/default.aspx