Meine Kleidung – meine Entscheidung!

Für das Recht auf Hijab, Niquab und Burka

Artikel von Nina Gunić

 

Europa ist derzeit erfasst von einer massiven Hetze gegen Moslems. Die imperialistischen Länder Europas – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, wie auch Österreich und etliche andere – versuchen Hass gegen Moslems in weiten Teilen der Bevölkerung zu schüren. Der Grund dafür ist kein neuer Krieg der Religionen oder Kulturen. Es ist vielmehr die alte Geschichte der imperialistischen Kriegspolitik, die es den reichen europäischen Regierungen ermöglichen soll Besatzerkriege zu führen, ohne großen Widerstand in der Bevölkerung befürchten zu müssen. Strategisch wichtig, sowohl wegen den natürlichen Ressourcen (Erdöl, Erdgas, Schiefer, etc.) als auch geopolitisch sind die Länder des sogenannten Nahen Ostens. Diese Länder werden vorallem von Moslems bewohnt. Das perfekte Feindbild, um einen Krieg gegen Afghanistan, den Irak, den Iran, Jemen, und so viele andere zu führen, sind für den Imperialisten daher Moslems im eigenen Land. Die Heuchelei im Gewand der „westlichen Werte“ ist dabei eines der heiligen Stützpfeiler der imperialistischen Kriegsmaschinerie. Zudem sind MigrantInnen, von denen Muslime einen relevanten Anteil ausmachen, national unterdrückt und werden überausgebeutet. Auch diesen Zustand wollen die Imperialisten gerne wahren.


Die Unterdrückung von uns Frauen ist Teil des Klassensystems, in dem wir leben. Wir bekommen um ein Viertel weniger Lohn für dieselbe Arbeit, jede vierte Frau wurde schon einmal vergewaltigt, fast jede Frau hat schon einmal Gewalt erfahren und vieles mehr noch. Der Imperialismus, gerade im Gewand „westlicher Werte“, beutet, die Frauen der armen Länder noch um ein vielfaches mehr aus. Während hierzulande großtönig von Gleichberechtigung gesprochen wird und von Quoten in Konzernvorsitzen, sind es genau dieselben Konzerne die unsere Schwestern in den halbkolonialen Ländern bis aufs Blut ausbeuten und demütigen. Als wäre all das nicht schon verachtenswert genug, werden den muslimischen Frauen in Europa auch noch Kleidervorschriften aufgedrängt. Während überall in der Werbung, auf Plakatwänden, im Internet und Zeitungen halbnackte Frauen posieren wird Frauen, die das Gegenteil tun und ihren Körper bedecken wollen das Recht darauf verwehrt. Immer lauter werden Diskussionen darüber, ob es Frauen überhaupt gewährt werden soll, sich in der Öffentlichkeit mit Hijab, Niquab oder Burka zu zeigen.


Das Recht auf jede Kleidungsform


Jede  Frau hat das Recht sich zu kleiden, wie sie es für angemessen hält. Diese einfache, keineswegs revolutionäre, sondern schlicht demokratische Aussage wird in den westlichen Vorzeigeländern angeblicher Demokratie zunehmend mit NEIN beantwortet. Der französische Staat verbietet das Tragen einer Burka und hat schon Strafen gegen Frauen dazu verhängt. Seite letztem Jahr umfasst das Verbot aber das Tragen JEGLICHEN Kopftuchs in Schulen und Spitälern! Das gilt auch für französische Privatschulen im Ausland, wie das Lycee in Wien. Die Losung der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ist offensichtlich mehr Dichtung als sonstetwas. Das stärker föderalistisch handelnde Deutschland hat das Tragen des Kopftuchs für Lehrerinnen in einigen ihrer Bundesländer verboten, wie Bayern, Hessen, Niedersachsen und anderen. Die so auf angebliche Mitbestimmung orientierte Schweiz hat das Tragen des Kopftuchs einer Volksschullehrerin in Genf untersagt, ein Präzedenzfall. Darüberhinaus ist es inzwischen Alltag für viele muslimische Frauen und Mädchen, die das Kopftuch tragen, beschimpft, bespuckt, gestoßen oder in anderer Form belästigt und angegriffen zu werden.


Ausziehen-Ja, Anziehen-Nein?


Absurderweise ist das Tragen einer zusätzlichen Körperbedeckung ein angebliches Zeichen der Unterdrückung von Frauen. Wie das Tragen eines jeden anderen Kleidungsstückes ist es vorallem dann ein Zeichen von Unterdrückung, wenn Frauen es gegen ihren Willen tragen müssen. Tatsächlich ist es mehr ein Ausdruck besonderer Freiwilligkeit und Überzeugung, wenn Muslima trotz der heftigen rassistischen Reaktionen, die teilweise in Übergriffe übergehen, das Kopftuch tragen.


Selbst wenn man die These eines durchschnittlichen pseudo-linken Chauvinisten aufgreift und das Kopftuch als frauenspezifische Kleidung ablehnt, müsste dies für alle frauenspezifischen Kleidungsstücke und Modeerscheinungen angewendet werden. Es würde Röcke (bis auf wenige Ausnahmen), Schuhe mit Absatz, Büstenhalter,  Schminke und eine Vielzahl an bestimmten Schnitten und Mustern sowie Farben umfassen. Die Ablehnung des Rechtes auf Kopftuch, auch in der Form einer Vollverschleierung, während gleichzeitig das Tragen eines Minirocks verteidigt wird, als Grundrecht ist blanke Heuchelei und zudem sexistisch und chauvinistisch. Frauen dafür zu verurteilen oder zu bemitleiden, wenn sie zu einer oder mehreren Formen der frauenspezifischen Kleidung greifen ist ebenso stockreaktionär.


So begrüßenswert Initiativen für das Recht auf das Tragen kurzer Röcke in der Schule durch eine Kampagne von SchülerInnen in Frankreich, allen voran in Nantes, gewesen ist: Warum soll das Recht des Tragens kurzer Röcke über dem Recht auf das Tragen eines Kopftuches auch im Schulunterricht stehen?

Darüberhinaus gab es solche Debatten in keinster Weise zur Kleidung, die sich Frauen anderer Konfessionen, so der orthodoxen Christen, der Katholiken und der orthodoxen Jüdinnen auferlegen und die sich im Wesen von der Verschleierung muslimischer Frauen nicht unterscheiden. Selbst ein Pendant zur Burka existiert bei den ultra-orthodoxen Jüdinnen in Israel. 


Das Kopftuch als politisches Symbol?


Ein sehr beliebtes Argument sogenannter Feministinnen, allen voran Alice Schwarzer, ist es, das Kopftuch als politisches Symbol für Frauenunterdrückung zu bezeichnen. Kratzt man an dieser Behauptung angeblicher Frauenbefreierinnen, kommt rasch zum Vorschein, was tatsächlich versucht wird unter der Oberfläche versteckt zu werden: Blanker Rassismus.


So ist es nur folgerichtig, dass eine Alice Schwarzer nicht nur das Kopftuch als politisches Symbol von Frauenunterdrückung sieht, sondern auch eine eiserne Verfechterin des Kampfes gegen eine angebliche „Islamisierung“ Europas ist. Das geht soweit, dass sie die widerwärtig-rassistischen PEGIDA-Mobilisierungen in Deutschland, die sogar mit Morden an MigrantInnen einhergingen, verteidigt. Alice Schwarzer in ihrem Blogeintrag zu PEGIDA: „Sollte die Politik das Unbehagen dieser überwältigenden Mehrheit nicht ernst nehmen, statt es weiterhin zu ignorieren, abzustrafen, ja zu dämonisieren? Denn es ist ja kein Unbehagen am türkischen Nachbarn oder an der türkischen Kollegin. Es ist ein Unbehagen an der offensiven islamistischen Agitation, der Propagierung der Scharia. Es ist das berechtigte Unbehagen an dieser neuen Form des Faschismus.“


Tatsächlich wird das Kopftuch als politisches Mittel genutzt und zwar um rassistische Politik unter dem scheinheiligen Motto angeblicher Frauenbefreiung zu betreiben!


Wir von der RKO BEFREIUNG lehnen jede Form des Zwangs und jede Form des Verbotes der Kleidungswahl für Frauen ab, egal ob dies unter religiösen oder sekulären Vorwand passiert!


* Für das Recht auf das freiwillige Tragen des Kopftuches, egal in welcher Form – bishin zur Vollverschleierung! Gegen jede Form von Kleidungsvorschrift im Beruf, in der Schule und im sonstigen öffentlichen Leben, sofern sie nicht zum Schutz anderer notwendig ist!


Die ArbeiterInnenbewegung (Gewerkschaften, ArbeiterInnenorganisationen) muss eine breite Kampagne gegen die Hetze gegen Moslems führen und dabei auch für das Recht auf das frewillige Tragen jeder Form von Verschleierung eintreten!